MAK

Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 3)

Kragen mit Jasminmuster auf, in lauter grossen, breiten Blättern und Stielen, 
von verschiedener Abtönung. So ist auch auf diesem conservativsten Gebiete 
des Kunstgewerbes der moderne Hauch fühlbar geworden. 
Kein Zweifel, dass gerade in Paris, wo noch starke historische 
Strömungen mitbestimmen, die Ausstellung unserer Kunstgewerbeschule 
volles Verständnis finden wird. Denn in ihr spiegelt sich noch der Kampf, 
der gekämpft wurde, und um so mehr Respect flösst der Sieg ein, der 
erfochten ist. Und insoferne wir draussen unsere Zukunft ausstellen, ist uns 
der Erfolg vollends sicher. 
DIE AUSSTELLUNG MODERNER MEDAIL- 
LEN IM OSTERR. MUSEUM .10 VON EDUARD 
LEISCHING -WIEN F0 
S wird jetzt viel von Wiedererweckung der 
Medaille gesprochen. Ein Blick auf Paris und 
Wien, die alten und besten neuen Pflegestätten 
dieser edlen Kunst belehrt, dass es sich hier nicht 
mehr um die Medaille, sondern nur mehr um das 
Publicum handelt, in Wien natürlich mehr noch 
als in Paris. Die Künstler haben tapfer aus- 
gehalten, ihre Kunst, ihr Können im Technischen 
rück- und vorschauend weiter entwickelt, rück- 
ständigen akademisch-nüchternen Formalismus 
mit Geist, Poesie, Lebensgefühl und modernem Empfinden überwunden, 
und sie stehen vor uns und schaffen, wenn auch lange nicht alle, so doch 
viele Auserwählte, ganz so, wie wir es brauchen, wünschen, ahnen. Spröde 
ist hier nicht die Schulmeinung und das Material, dieses ist so weich, 
biegsam, formbildend und stilvoll geworden, wie man sich's vor vierzig 
Jahren nicht träumen liess; spröde ist nur das Publicum mit seinem 
Mangel an Kunstgefühl, seiner Geringschätzung intimer, tieferes Erfassen 
verlangender plastischer Schönheit. Das Publicum liebt nur die laute Kunst, 
über die sich vieles sagen und nachsprechen lässt, die Plastik und gar die 
Medaille heischt viel zu viel Schulung des Auges und ernste gründliche 
Vertiefung, als dass es bequem wäre, sich mit ihr zu beschäftigen. Die 
kleine Zahl der Verständigen, die Feinschmecker sind gekommen, die Masse 
ist ausgeblieben. Nur den Optimisten kann das in Erstaunen versetzen. Wer 
die mangelhafte Erziehung des Volkes zur Kunst beobachtet hat, wird sich 
darüber nicht verwundern. Der intensiven öffentlichen Kunstpflege letzter 
und höchster Erfolg wird es sein, wenn eine Darbietung, die so hoch- 
gespannte Anforderungen an den Geschmack des Einzelnen stellt, wie eine 
Ausstellung von Medaillen, allgemeine Beachtung findet. 

	        
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