und unbelebtes Material der äusseren Wahrnehmung ist ihm Bedürfnis der
Phantasiethätigkeit und Quelle seines ästhetischen Formtriebes; alles, auch
das Unscheinbarste behandelt er
mit gleicher Liebe, mit Würde
und dichterischem Schwunge.
Skizzenhaftes und Flüchtiges
offenbart er nie, alles, was er
verbringt, ist reif, erwogen, edel.
Alles aber dient ihm, den Reich-
thum, die geistige Welt, die
Tiefen der menschlichen Seele
ausschöpfend anschaulich zu
gestalten. In seinen Porträts
ist er vor allem Psychologe,
Charakteristiker, weich und sen-
sitiv, markig und selbst rauh,
je nach dem Object seiner Ana-
lyse und Synthese, aber immer
ehrlich und wahr, kein Schön-
färber, kein Schmeichler. Alle
seine Vorzüge zeigt die Bronze-
Plaquette auf den Kunstschlosser
Pierre Boulanger und seine
Gattin Caroline, welche zu der
umfassenden Collection seiner
Arbeiten gehört, die vor Jahren
das Österreichische Museum
erworben hat.
Frau Esser-Reynier,Strassenplacat Chaplain, nahe ver_
. wandt und doch von ganz
anderer Art, ist leider auf der Ausstellung nicht vertreten; er war nicht zu
bewegen, seinen Groll gegen Wien zu überwinden und neuerlich hier zu
erscheinen, aber er ist uns ja kein Unbekannter. Dafür hat Alexander
Charpentier zahlreiche Meisterstücke gesendet, zwei Rahmen mit Plaquetten
und Medaillen, daneben ein herrliches grosses Bronze-Basrelief „Stillende
Mutter", ein Werk von unübertrefflicher Anmuth, in Modellirung und in
der Farbe einzig in seiner Art, sodann die hier bereits bekannte barocke
„Fuite de Yheure", Aufsatz eines Uhrgehäuses, dessen schwebende
Figuren von der stützenden Gewandung in der Luft gehalten werden,
ferner die Danaiden, einen höchst wunderlichen Leuchter mit der
Dille im haarumwallten I-Iaupte einer Frauengestalt, die von einem
Manne geküsst wird, endlich den Narcisse, eines der edelsten Gebilde
des in Phantasie und Gestaltungsvermögen unerschöpflichen Künstlers.
Ist Roty der Meister der sinnenden Ruhe, so Charpentier der Meister der