Kunstwerk und man versteht kaum, dass derselbe Künstler auch die
Richard Wagner-Medaille und die Plaquette des Cameraclubs schaffen und
ausstellen mochte.
Wer den jungen Tautenhayn nach der grossen gegossenen Plaquette,
dem Ehrengeschenke für Herrn Göschl, beurtheilen wollte, würde dem
Künstler Unrecht thun; die vordere Figur mit dem nicht im Verhältnisse
gebildeten rechten Arm und der wenig schönen Verdrehung des Körpers ist
nicht gut überlegt und zeigt geringes Naturstudium; aber die Bruckner-
Medaille ist vorzüglich und geradezu unübertrefflich die Charpentier entlehnte
Medaille mit dem Sänger und jene mit der Serpentintänzerin; Erfindung,
Zeichnung, Modellirung mit den zarten hingehauchten Partien und auch die
coloristische Wirkung ist bei beiden Stücken in so hohem Masse gelungen,
dass wir in der ganzen österreichischen Abtheilung nichts Vollendeteres
sehen. Selbstbeschränkung und Schärfung des Geschmackes, nicht nur beim
Produciren, sondern auch beim Vorführen der eigenen Leistungen, die den
Künstler im besten Lichte zeigen sollen, hätten unsere jungen Meister von
unseren alten und vor allem von den Franzosen zu lernen. Dies gilt von dem
jungen Schwerdtner, von Cizek, von welchem wir Besseres erwarten und dem
vornehmlich grössere Sorgfalt in der Behandlung des Materials und einfachere
Erfindung zu empfehlen wäre; es gilt aber auch von dem zweifellos sehr
begabten Breithut, dessen liebenswürdiges Talent in den letztenjahren so viel
berechtigte Aufmunterung und Anerkennung gefunden hat. Man kann, wie
gerade die Wiener Schule zeigt, in der Beachtung und in der Zurückstellung
des Details zu weit gehen, in dem einen Falle geht die Ruhe verloren, im
anderen wird der wünschenswerte, durch Zweck und Material geforderte
grosse Zug nicht immer gewonnen. Mit einfachen Mitteln viel, das heisst
alles was gesagt werden soll, leisten, heisst nicht: skizzenhaft und leer
sein. Gerade von den Franzosen, und unter ihnen von Roty, dem Breithut
ersichtlich nachstrebt, sollte er diese Unterscheidungen lernen, die sich
eher sehen und fühlen als in Worte kleiden lassen. Die nach der Natur und
in verständiger Anlehnung an Scharff und Tautenhayn modellirte Kaiser-
medaille, welche von Sr. Majestät zum Regierungsjubiläum den seinen
Namen tragenden Regimentern gewidmet wurde, ist eine tüchtige Leistung.
Sehr gut ist auch die Plaquette auf Dr. Loew, obwohl sich schon
hier, in noch viel höherem Masse aber bei der Plaquette auf Baron
Gautsch und bei anderen Porträts, jene bei Breithut zur Natur, um nicht zu
sagen, zur Manier gewordene Vernachlässigung der Details und die Absicht
zeigt, hauptsächlich durch die Contouren zu wirken und alles, was
dazwischen liegt, nicht breit, sondern flach zu behandeln. Das hindert
lebensvolle Charakteristik sehr und es wäre nicht erwünscht, einen so
leistungsfähigen und bestimmbaren Künstler, wie Breithut, ohne freundlich
ernste Mahnung diesen Weg weiter wandeln zu lassen. Nach der Natur
zeichnen und modelliren und immer wieder aufs Neue zeichnen und
modelliren mit jener Hingebung, und man möchte sagen, mit jener Andacht