aus Ihnen ein ernster, strenger Künstler
werden, der auf der Bahn der christlich-
historischen Kunst, die er so glücklich
betreten, verharrt, und nun sehe und höre
ich, dass Sie, wie alle anderen, dem Ver-
dienste nachlaufen und ein höheres Streben
ganz aufgegeben haben. Das thut mir leid;
ich werde Sie nicht mehr besuchen."
„Ich war", fügt Kopf hinzu, „wie vom
Donner gerührt durch diese Absage des
geliebten Meisters. Vergeblich stellte ich
ihm vor, dass ich arm sei, dass ich leben
und studieren müsse, dass ich dies aber
nur könne, wenn ich etwas verdiene, dass
es unter diesen Umständen mir unmöglich
gewesen sei, solche schöne, grossartige
Aufträge, wie ich sie zuletzt erhalten, von
der Hand zu weisen, dass der Gegenstand Joseph „_ Kopf, m3„ wmmm L
derselben ja auch allegorischen Inhaltes
sei, und dass ich ihn auch mit Ernst erfassen wolle. Ob Cornelius wohl
darüber nachdachte, wie ungerecht er mir gegenüber war?"
Ein Balsam auf des jungen Bildhauers I-Ierzenswunde war, dass der
König von Württemberg, sein Lan-
desvater, das Hagar-Relief zum
Preise von 450 Scudi (1800 Mark)
in Marmor bestellte. Das lang
ersehnte, lang geträumte „grosse
Glüc " für unseren Künstler!
In jene Zeit (1856) fiel auch
Kopfs erster Versuch, eine Büste
zu mo delliren. Ein wahres Ereignis
für ihn; ahnte er doch nicht, dass
er eben für das Porträt am meisten
Talent besitze. Die an einen Mark
Aurels-Kopf erinnernde Büste des
holländischen Malers Kleyn zeigte
ihn denn auch sofort als einen
überraschend scharfen Beobachter
der Natur und des Charakters des
Menschen, dessen Eigenthümlich-
keiten er mit sicherer Hand heraus-
zugreifen wusste. Das war und
ist das Vorbild jener wundervol-
Joseph v. Kopf, Ignaz Döllinger len, lebensprühenden Porträts,