früher herrschenden chinesischen
Geschmack kehrte man sich nament-
lich infolge der Bestellungen des
Pariser Händlers Lemaire ab, der
Pariser Entwürfe - von Meissonier
und anderen - einschickte. In der
dritten (plastischen oder Kändler-)
Periode werden feste Daten für das
Sulkowskische und das berühmte
Brühfsche Schwanenservice, das
schon Brinckmann als das Haupt-
werk Meissens bezeichnet, auch für
zahlreiche andere bekannte Figuren
Kändlers gewonnen. Für die vierte
Periode (Siebenjähriger Krieg) wird
namentlich die landläuiige Angabe
widerlegt, dass Friedrich der Grosse
eine, ganze Anzahl von Meissner
Arbeitern nach Berlin geschleppt
habe. Richtig ist, dass der König
von Preussen zahlreiches Porzellan
kostenlos in Meissen entnommen
hat. Anderseits hat er aber auch
zahlreiche Bestellungen gemacht
und dadurch das künstlerische
Schalten während des Krieges er-
möglicht und gefördert. Dem Com-
rnerzienrath Helbing, der das zuerst
weggenommen: Porzellan zurück-
kaufte und dann die Manufactur von
den Preussen pachtete, zeiht Berling
des Eigennutzes, so dass seine vater-
ländische That etwas ihres Ruhmes
entkleidet wird. Die folgende Pe-
riode kennzeichnet sich als eine
solche desVerfalls, denBerling eines-
theils den Nachwehen des Krieges,
anderseits aber besonders dem
Mangel an einer wirklichen künst-
lerischen Persönlichkeit zuschreibt.
Der Franzose Acier brachte nur
vorübergehend eine Nachblüte. Mit
Thonofen aus dem XVIII. jahrbundert in Graz
dem Tode Marcolinis schliesst die Schilderung (1814). Ein besonderes Capitel widmet
Berling den Bezeichnungen des Meissner Porzellans, ein bisher nur spärlich behandeltes
Thema, das für Sammler von besonderem Interesse sein wird. Er scheidet dabei die
Arbeitermarken von den allgemeinen Fabrikmarken. Die räthselhaften Goldmarken
(Zahlen und Buchstaben) haben, wie Berling vermuthet, als eine Art von Controle für
den Goldverbrauch in Meissen gedient; ein Beweis hiefdr liegt allerdings nicht vor. Für
die von W. v. Seidlitz und anderen ausgesprochene Ansicht, dass die Marke AR nur den
Porzellanen der Könige August II. und' III. vorbehalten gewesen sei, gibt Berling den
actenmässigen Nachweis. Die älteste Marke war K. P. M.; sie hat etwa von 1723 bis 1730
gedient; AR von 1725 bis x74o, der Merkurstab, der wohl auf Wunsch des türkischen
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