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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 4)

Die beiden abgebildeten Öfen, welche noch heute 
ihren ursprünglichen Bestimmungsort in einem Grazer 
Bürgerhause schmücken, gehören der erstgenannten 
glücklicheren Epoche an, und können ob ihres elegan- 
ten Aufbaues und der tüchtigen Durchbildung ihres 
ornamentalen Details den besten Arbeiten der dama- 
ligen Grazer Ofenindustrie zugezählt werden. Der 
kleinere, schlanker gebaute Ofen ist vollständig weiss 
glasirt, bei dem zweiten grösseren hingegen ist nur der 
Körper weiss glasirt, alle. Constructionslinien und das 
Ornament sind vergoldet. 
Bezüglich ihrer Provenienz sei bemerkt, dass 
ein dem gräflich Herberstein'schen Palaste in Graz 
entnommener, reich vergoldeter Ofen laut Inschrift als 
Grazer Arbeit vom Jahre x747 bezeichnet ist, und 
unzweifelhaft der gleichen Hand angehört, die unsere 
beiden Öfen geschaffen hat. K. Lacher 
IEL. DIE KUNSTGEWERBLICl-IEN BE- 
STREBUNGEN IN DER PROVINZ SCHLES- 
WIG-HOLSTEIN haben seit kurzem einen wirklich Tbongeilss von Mutz 
erfreulichen Aufschwung genommen. Angeregt durch 
die Wiederbelebung der alten Webe- und Gobelin-Techniken in Skandinavien war 
bereits vor ungefähr vier Jahren (1896) im nördlichen Schleswig die bekannte 
und schnell zu Ansehen gelangte Scherrebeker-Schule gegründet worden und nun 
steht auch, als ergänzendes Gegenstück dazu, in Kiel eine Schule fir Kunstweberei, 
besonders im Hinblick auf häusliche Handarbeit in Aussicht. Neben dem Kunst- 
gewerbeverein, der unlängst in Kiel ins Leben gerufen wurde, hat sich ein Verein 
zur Förderung der Kunstarbeit in Schleswig-Holstein gebildet, dessen erster Jahresbericht 
(für xßgg) bereits über eine rege Thätigkeit und ein zielbewusstes Vordringen Zeugnis 
ablegen kann. Schon im Sommer x8g8 war der Plan, durch eine Wanderausstellung alter 
und neuer Kunstwebereien zunächst weiteren Kreisen der Provinz die Kenntnis dieses 
heimischen Kunstzweiges zu vermitteln, zur Reife gelangt und fand von Seite des 
Oberpräsidenten und der Provinzialbehörden wohlwollendes Entgegenkommen. Unter 
dem Vorsitz des Regierungs- und Bauraths Mühlke constituirte sich dann in Neumünster 
der neue Verein, welcher seine Thätigkeit auch auf andere Zweige der Kunstarbeit und 
Kunstindustrie ausdehnen wird. Das Hauptbestreben des Vereins besteht in erster Linie 
in der Förderung aller heimischen Kunstarbeit im Zusammenhang mit der volksthümlichen 
Überlieferung und Eigenart, im natürlichen Anschluss an neuzeitliche Bedürfnisse und 
unter Verwertung neuer technischer Erfahrungen. Ausser kunstgewerblichen Ausstellungen 
im Gebiet der Provinz betrachtet der Verein es als seine Aufgabe, tüchtigen Kunstarbeitem 
und -Arbeiterinnen Anleitung und Unterstützung zu geben, Aufträge zur Ausführung von 
Kunstarbeiten zu vermitteln und, im weiteren Verfolg dieser Ziele, die schon bestehenden 
Kunstbetriebe zu fördern und nach Bedarf neue zu begründen oder Unterrichtsstätten 
zu errichten. 
Das erste glücklich durchgeführte Unternehmen des Vereins (die Wander- 
ausstellung) wurde im grossen Saal des Innungshauses in Kiel in Gegenwart des 
Landesdirectors und des Landesmarschalls durch einen Vortrag des Pastors Jacobson 
(aus Scherrebek) eröiTnet. Von Kiel wurde die Ausstellung dann nach Neumünster, 
Schleswig, Husum und Itsehoe übergeführt. Sie bot eine Ubersicht über die im Lande 
noch vorhandenen, sehr wertvollen Überreste älterer Kunstwebereien und über die 
Zweckdienlichkeit und Erweiterung der heute geübten Techniken. Sehr dankenswertes 

	        
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