ER Reiz des Persönlichen, der von grossen Kunst-
werken und Künstlern ausgeht, wird in „objec-
tiven" kritischen Besprechungen und farblosen
Reproductionen oft verwischt, wie Blütenstaub
von Schmetterlingsflügeln. Der Schreiber dieser
Zeilen wahrt sich daher von vomeherein das
Recht, nicht objectiv zu sein.
Die rasche und glänzende Carriere des erst
dreissigjährigen Künstlers hat natürlich Neid
und Missgunst wachgerufen, man hat ihm allzu
schnelle Mache, allzugünstige Auffassung seiner
Modelle, Ausnützung adeliger Protectionen vorgeworfen und ihn - erst
kürzlich in reichsdeutschen Blättern - mit jener Sorte ungarischer Aben-
teurer zusammengeworfen, die mit Empfehlungen in der Tasche im Auslande
ihr Glück suchen, mit jenen Pseudokünstlem, bei denen die Kunst mit der Pose
beginnt und deren schöne schwarze Locke eine Stirne deckt, hinter der nur
Geschäftskniffe lauern. Dieselben albernen Vorwürfe könnte man natürlich
jedem beliebten Künstler, Lenbach so gut als Sargent, Boldini oder anderen
machen. Die Porträtkunst wird begreiflicherweise am meisten vom Hoch-
adel und der haute finance begünstigt und der gesuchte Künstler kann sich
vor Aufträgen kaum retten. Wer die Werke von F. E. Läszlö aus den
letzten Jahren zusammenstellt, wird leicht erkennen, dass er durchaus nicht
der Verlockung gefolgt ist, bei einer gefälligen
oberflächlichen Manier stehen zu bleiben, son-
dern dass er fast von Bild zu Bild fortschreitend
immer an der Veredlung und Vertiefung seiner
Kunst gearbeitet hat; ja er hat oft in der sou-
veränen Weise des grossen Künstlers aus einem
bestellten Porträt einfach eine interessante
Studie gemacht, während jener oben geschil-
derten Sorte von „Künstlern", mögen sie nun
als Virtuosen der Schauspielkunst, der Musik
oder der Malerei auftreten, jeder einzelne Bei-
fallserfolg Selbstzweck ist. Mit solchen Carrieren
lässt sich der allerdings rapide Siegeslauf
Laszlös nicht vergleichen.
Was die Reichsdeutschen zu einem solchen
Vergleich verführen mag, ist der dem echten
und dem Pseudokünstler gemeinsame Reiz des
Exotischen. Der Österreicher hat durch reich-
. .. . , ,_ _ Filipp E. Läszld (nach einer
hchere Erfahrung fur derartige Qualitaten ein photographischen Aufnahme)
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