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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 12)

Hause ins Freie. In unserer Gegend galt es freilich bisher für unver- 
zeihlichen Luxus, in einem kleinen Garten einen so grossen Raum leer 
zu lassen. Auch abends lohnt sich diese Verfügung. Wenn das 
elektrische Licht in den Zimmern angeht, erglühen ringsum an dem 
Hause transparente Stellen, alle diese bunten Verglasungen werden 
lebendig und berichten von den Farben der Innenräume. Das gibt eine 
unbestimmte Vorstellung von erfreulichem Wesen, das da innen 
herrscht und sogar für die äussere Nacht noch etwas Farbe übrig hat. 
Freilich müssen die Jalousien danach gearbeitet sein. Fabriks-Jalousien 
sind es nicht, das sieht man schon ihren Metallstäben an, die rechts 
und links kleine goldgelbe Knöspchen ansetzen, an jedem der Brettchen, 
die in jenem Specialgrün gefärbt und an den Kanten mit einem hell- 
blauen Streifen geschmückt sind. Sogar die niederen Stakete für 
Zwergobst sind künstlerische „Lösungen", schon weil sie so sichtbar 
rechts und links der I-Iausthüre stehen. Mit den einfachsten Mitteln, 
durch eine Anwandlung zu fächerförmiger Stellung der röthlichen 
Stäbe und Anbringung zweier Reihen von grünlichen Scheiben ist da 
etwas Hübsches gemacht, wie es allenfalls einem Japaner einfällt. Die 
Rückseite des Hauses 4 seine Rückfront muss man hier sagen, da 
auch sie einem Gartenthor zugekehrt ist - wirkt aber wieder anders. 
Zu beiden Seiten der Freitreppe, die an der linken Ecke zur Veranda 
hinanführt, streben an dem grossen Mauerbogen zwei gewaltige 
schmiedeeiseme Blumen empor und beugen sich mit zwei oxhoft- 
grossen Blüten, die eigentlich Laternen sind, gegen den Eingang 
herein. Es sind natürlich keine blumenhaften Blumen, sondern mehr 
die spriessende, klettemde Bewegung ihrer Stengel und Ranken, ins 
Eiserne übersetzt, und die Allüren eines riesigen Blumenhauptes, an 
dem Glasscheiben die Hauptrolle spielen. Die Wirkung dieser Rück- 
seite steigert sich durch ihre Gruppirung mit dem frei dabei stehenden 
Pumpenhäuschen, das wieder ein reizvoller Einfall ist. Seine Thüre 
schneidet oben viereckig in einen mächtigen verglasten Rundbogen 
der obenerwähnten Art ein, über den die Mauer in gleicher Curve, aber 
in Wellen aus Blech aufgelöst (im Pumpenhaus!) abschliesst. Die 
Mauerfläche ist mit einer grossen, äusserst hell hingewaschenen 
Malerei (von Kempf, nach Olbrichs Entwurf) belebt; Nymphen 
stürzen sich ins Wasser, jeder blanke Körper nur eine Arabeske in 
der Umrahmung einer Wandöffxiung. Auch abends, wenn die grossen 
Laternen brennen und die schmalen Oberlichter sanft erglühen, ist 
diese Baugruppe mit dem reinen Weiss ihres Putzes und dem 
ergrauten Grün ringsum von anmuthiger Wirkung. Doch wir treten 
ins Haus. Das Treppenhaus geht durch sämmtliche Stockwerke
	        
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