(Glasmosaik), mit denen sie an Farbenpracht wetteifern. Damit lebt
eine Wanddecoration wieder auf, welche in Persien vom XIII. bis
XVI. Jahrhundert den Hauptschmuck der Architektur bildete und
besonders in der „blauen Moschee" zu Taebris in künstlerischer
Vollendung erscheint. Es bleibt längerer Erfahrung vorbehalten, 0b
dieses Porzellanmosaik auch den Witterungseinflüssen den nöthigen
Widerstand leisten wird, was ja dem Fayencemosaik der Perser in
unserem Klima nicht möglich sein würde. Sollte es sich bewähren,
so dürfte unserer Architektur damit ein glänzendes Decorationsmittel
gewonnen sein.
Neben allen diesen Fortschritten und Errungenschaften geht
noch unablässig das Bemühen, endlich das höchste Ziel der
Porzellankunst, dem die Kopenhagener ja nur in bedingtem Masse
nahegekommen sind, nämlich die vielfarbige Malerei unter der Glasur,
zu erreichen. Vielleicht gelingt es der bewährten Leitung der
Manufactur, auch auf diesem Wege allen übrigen Manufacturen
voranzugehen.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBENSP
VON LUDWIG HEVESI-WIEN S0
EINE MODERNE KIRCHE. In der Ausstellung der Secession hat Otto
Wagner diesmal einen Hauptschlag ähnlicher Art geführt, wie vor einem
Jahre, als er seinen Entwurf für eine moderne Akademie der bildenden Künste
brachte. Diesmal baut er eine moderne Kirche vor uns auf. Wer wüsste nicht,
dass der Kirchenbau in unserem nachahmenden Jahrhundert ebenso im Schul-
recept erstarrt ist, wie alles andere Bauen? Frühere Epochen bauten ihre Kirchen
im Geiste der Zeit und des Ortes. Welcher Unterschied zwischen Aja Sophia und
einer hölzernen Stavekirke in Norwegen. Was hat nur die geistreiche Barockzeit,
bei aller Wahrung des liturgisch Gegebenen, für Varianten erfunden. In unseren
Tagen muss man schon nach Amerika gehen, um Kirchen zu finden, die sich dem
Bedürfnis ihrer Besucher anbequemen. Die Mormonen waren unbefangen genug,
ihr „TabernakeP mit dem ungeheuren Schildkrötenrücken als Kuppel ganz der
Gemeinde anzupassen. Die Mormonen sind freilidi „Wilde". Aber das gebildete
Europa wird sich nachgerade entschliessen müssen, ebenso kühn zu sein. Zweimal
im abgelaufenen Jahre hat das Kirchenbauen in historischen Stilen bei uns gründ-
lich versagt; in Wien bei dem Wettbewerb um die Jubelkirche, in Budapest bei
dem um die neue Synagoge. Preise wurden zuerkannt, ein Entwurf aber, den
man ausführen möchte, war nicht gewonnen. Nun ist Otto Wagner, der zum
Bahnbrechen Geborene, so tapfer und versucht einmal aus unserem modernen
Leben auch auf diesem Gebiete die natürlichen Folgerungen zu ziehen. Ist es denn
nicht merkwürdig genug, dass mitten im Schosse unserer grössten Culturstädte,
wo Alles auf das schärfste von den Sicherheits- und Gesundheitsbehörden über-