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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 11)

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berührt wurde. Kaum hat ein Zweiter das zarte, leise Weben des tiefen Wald- 
grundes schöner nachgefuhlt und suggestiver auszudrücken vermocht, keiner 
einen Baumtypus in seinem Wesen inniger erfasst und die Herrlichkeit einer 
grossen Baumgruppe unserem 
Gemüthe näher gerückt als 
Julius Marak. Den Anfang und 
das Absterben des Tages und 
Jahres, das feine Zittern der 
stillen Atmosphäre, die grosse 
Stille und Ruhe in der Land- 
schaß liebte er am meisten; 
das helle, sorgenfreie Auf- 
jauchzen in der Natur ver- 
nahm er nur selten. Ein duftig 
gewobener Schleier der Sinnig- 
keit, ein Anhauch schwermü- 
thiger Melancholie senkt sich 
r e auf seine Frühlings- und 
Aus der Facbschule des Professors Joseph Hoffmann Herbststimmungen und die 
Stoffmuster von Max Benirscbke erste Abenddämmerung erfünt 
den Maler mit wehmüthiger 
Wonne. Das äechische Volkslied ertönt sehr oft in ähnlichen Melodien und bei 
unseren grossen Tondichtern, vor allem bei F. Smetana, der in derselben Stadt, 
Leitomischl, wie Mafak geboren wurde, erklingen gleiche Stimmungen. 
In julius Mai-äk haben wir einen tief poetischen und feinfühligen Künstler, 
einen sinnigen, von der Melancholie leise berührten Lyriker verloren; mit ihm hat 
auch ein ausgezeichneter Lehrer seine Thätigkeit eingestellt. Während seiner 
zwölfjährigen Wirksamkeit an der Akademie in Prag hat er eine neue Generation 
herangebildet. Er hat bei seinen Schülern den Sinn für die einfache Schönheit der 
heimischen Landschaft geweckt und das Verständnis für das zarte Innenleben der 
Natur erschlossen, sie für das Mitdurchleben einer poetisch feinen Stimmung fähig 
gemacht. Bei Maiak fangt eine neue Epoche der böhmischen Landschaftsmalerei 
an, die, auf älterer Basis fussend, das neu Errungene individuell zum Ausdrucke 
bringt. Die breite Öffentlichkeit hat Maraks Schaffen in seinem ganzen Umfange 
nicht gekannt, der Verstorbene war auf den Ausstellungen ein seltener Gast - 
wenigstens in Prag. Die glänzende und schier unabsehbare Arbeit L. Marolds 
lag dagegen immer zutage, vor den Augen der Menge, zwar als Illustrationen in 
französischen, öechischen und deutschen Romanen, Novellen, Gedichten- 
sammlungen und Zeitschriften zerstreut, aber doch in jeder Stunde zur Hand. 
Nun, nach seinem Tode werden diese scharf gesehenen und mit überraschen- 
dem Geschicke gezeichneten und gemalten Bilder, seine mit fabelhafter 
Schnelligkeit und Treffsicherheit hingeworfenen Skizzen und Studien gesammelt 
und in begrenzter Auswahl herausgegeben. Von München kam ein Album (bei 
Braun ä Schneider herausgegeben) mit pittoresk-pikanten Einblicken in das Bou- 
levard-, Salon-, Boudoir- und elegante Badeleben, und die beiden neuen öechischen 
Künstlervereine, Jednota vitvarnich umelcü und „Manes", haben in schönen, ja 
prachtvollen Publicationen die Summe von Marolds Schaffen gezogen. Glänzend 
und nicht anders muss man dieses glitzernde und funkelnde Talent nennen. Mit 

	        
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