Beibehaltung der schwarzen Figuren ein umrahmtes Bild auf rothem Grunde aus-
sparten, während der ganze übrige Theil der Vase den modernen Firnissschmuck auf-'
weisen konnte. Der Schale jedoch blieb dieses Auskunftsmittel versagt. Eine ganze
Reihe von Versuchen, den Figurenschmuck mit der schwarzen Decke zu verbinden,
scheiterte, bis sich endlich die einfache Lösung fand: man sparte statt des Bildgrundes
gleich die Figuren aus. Damit war die rothfigurige Technik gegeben, die nach und nach
auch die übrigen Gefaßgattungen für sich eroberte. Mit der Umwandlung der Technik
ging auch ein ganz erstaunlich rapider Fortschritt des künstlerischen Könnens Hand in
Hand. Euphronios, Duris, Brygos und Andere, die mit ihren Schöpfungen die Bliithe
der attischen Gefaßmalerei bedeuten, sind nur durch wenige Olympiaden von Meistern
getrennt, die fast ausschließlich in der schwarzfigurigen Manier arbeiteten. Den letzten
Grund für diese auffällige Thatsache findet Klein in dem Einflüsse der großen Malerei,
den er in mehreren Etappen, welche die Namen Kimon von Kleonae, Polygnot mit seinen
Genossen und Apollodor von Athen reprasentiren, constatiren zu können glaubt und
sucht deren Einwirkung auf die Vorläufer der großen Schalenmaler wie auf diese
selbst nach den verschiedensten Seiten hin, als Stil, Auffassung und geistige Ver-
arbeitung der Stoffe und Technik darzulegen. Fügen wir schließlich noch hinzu, dass
der Verfasser auch in der viel ventilirten Frage von der Beeinflussung der Vasenmalerei
durch das Drama Stellung nimmt, so glauben wir wenigstens einen theilweisen Ueber-
blick über den reichen Inhalt des Klein'schen Buches gegeben zu haben. Mag auch so
Manches im xEuphroniosc mindestens noch der Bestätigung bedürfen, das Verdienst hat
er, dass er in geistvoller und feinsinniger Weise die Lösung wichtiger Probleme fördert
und uns ein warmetnäfundenes Bild von der Entwickelung und Bliithe einer Kunstindu-
strie gibt, die auf wa rhaft beneidenswerther Höhe stand. Ms.
i
Die Wandlungen der Mariendarstellung in der bildenden Kunst. Von
Hans von Schreibershofen. Heidelberg, Winter, 1886. 8". 97 S.
Der Autor gibt eine meist ästhetische Beurtheilung einer Anzahl von Marien-
darstellungen, die wohl ausnahmslos in der kunstgeschichtlichen Literatur schon bekannt
sind; er scheint zu kirchengeschichtlichen und dogmatischen Fragen in einem innigeren
Verhältnisse zu stehen als zu den Fragen der Kunstgeschichte, weshalb die Arbeit, streng
genommen, nicht ganz vor unser Forum gehört. lhr Hauptwerth dürfte darin liegen,
dass der Autor den Wechselbeziehungen zwischen dem Mariencult und den Marien-
darstellungen nachgeht. In kunstgeschichtlicher Beziehung ist Manches auszusetzen,
von dern hier das Eine oder Andere erwahnt werden muss; so finden wir die Denk-
maler ltarolingischer Kunst gänzlich ignorirt; bezüglich des Verhältnisses, in dem Karl
der Große zum Bilderstreite gestanden, konnte sich der Autor Janitschek's Untersuchung
über diesen Gegenstand zu Nutze machen. Auch berührt es sonderbar, wenn wir für
die Erkenntniss der Anschauungen, die in Byzanz im 8. und 9. Jahrhunderte über Bilder-
verehrung geherrscht haben, G0rling's Geschichte der Malerei citirt finden; wie denn
überhaupt statt der alten Quellen stets spätere Arbeiten oder gar Handbücher benützt
erscheinen. Fast unwillig könnte man werden. wenn man liest: IDas größte Verdienst
Giottifs ist aber die Einführung der Freske - wenn auch nur a! seccolc - Für Dürer
und Hulbein mussten doch unbedingt Thausing's und Woltmann's: nStandard worksc heran-
gezogen werden, wovon im neuen Buche keine Spur zu finden ist. Vermisst habe ich
unter Anderem auch einen Abschnitt über die Darstellungen von Maria im Zusammen-
hange mit der ganzen rheiligen Sippen, wie wir sie auf Quentin Massy's Hauptbild in
der Brüsseler Galerie und auf einer hochbedeutenden Tappisserie in Rheims finden
(auch anderwlrts, so z. B. auf einem wie es scheint tirolischen Bilde der Augsburger
Galerie, das im MarggraPschen Kataloge allerdings nicht verzeichnet ist). Die venetianische
Kunst vor Giovanni Bellini War für die Arbeit jedenfalls zu berücksichtigen. - Dass
nTizian zu den hervorragendsten Künstlern Italiens gehörtl, dürfte wohl allen Lesern
der neuen Publication schon langst nicht mehr neu sein etc. etc. indem wir auf die
besseren Partien des Buches übergehen, erwähnen wir, dass es freundlich berührt, wenn
dem im vorigen Jahre in Lausanne aufgetauchten Rafael mit Misstrauen begegnet wird
(Anm. 37, S. 96). lch habe das Bild selbst gesehen und kann behaupten, dass von der
angeblichen Bezeichnung nichts auf dem Bilde zu finden ist, ebensowenig als auch nur ein
Pinselstrich von der Hand des großen Urbinaten. Wir können es nur gut heißen, wenn
Schreibershofen auch Producte der modernen Kunst, von denen er viele zu kennen
scheint, in den Bereich seiner Arbeit zieht. Auch die Nazarener werden gebührend
gewürdigt, Führich findet zutreffende Beurtheilung. Unter den Erscheinungen der letzten
Jahre mochte ich hier nur Bouguereau's: nVierge cnnsolatrice: als hochbedeutende
Schöpfung auf dem Gebiete der Mariendaritellungen noch gerne nachtragen. Fr.
41'
15'