Andrew Plimer wurden mit 2900 Guineen, drei unbekannte Damenporträts von John Smart
mit 2200 Guineen bezahlt.
Auch die Liebhaberei für Kupferstiche des XVlIl. Jahrhunderts scheint, den erzielten
Preisen nach zu schliessen, nicht im Niedergang begriffen zu sein. Einige von diesen sind
gerade zu phantastisch zu nennen. So wurde ein schöner Abdruck des Stiches von Dickinson
nach Reynolds, „Mrs. Pelham feeding Chiekens", um 450 Guineen von Colnaghi erworben.
Preise von über xoo Guineen für schöne Blätter zählten nicht zu den Seltenheiten. In der
Falbeschen Versteigerung kam eine Sammlung von zum Theil sehr schönen Blättern nach
dem Miniaturisten Richard Cosway zum Verkauf, welche durchwegs hohe Preise erzielten.
Auf dem Gebiete der Kleinkunst ist als Ereignis des jahres das dem Britischen
Museum zugefallene Vermächtnis des Baron Ferdinand Rothschild zu nennen. Dasselbe,
unter dem Namen „The Waddesdon Beques "vereinigt aufgestellt, umfasst eine auserlesene
Sammlung - in früheren Zeiten hätte man sie Schatzkammer genannt - von Arbeiten in
Edelmetall und Halbedelsteinen, Emails, Bronzen, einigen Fayencen und Holzarbeiten,
meist aus dem Zeitalter der Renaissance. Es sind durchwegs Gegenstände allererster
Qualität. Ein schöner Becher aus vergoldetem Silber, einen springenden Hirsch
darstellend, im Wappen ein Einhorn zwischen zwei Flügeln, trägt das Wiener Gold-
schmiedezeichen und die Legende: „Hans Ernst Stadtrichter zu Clostemeuburg, 1580" -
ein Stück, das ich auch lieber in einer österreichischen Sammlung gesehen hätte. Das
South Kensington-Museum - jetzt Victoria and Albert-Museum - welches nahezu aus-
schliesslieh mit seiner Reorganisirung und dem Um- und Neubau seines Hauses beschäftigt
ist, hat doch in jüngster Zeit eine wertvolle Erwerbung zu verzeichnen. Major Myers, der
liebenswürdige Sammler orientalischer Alterthümer, welcher als einer der ersten den Tod
auf den südafrikanischen Schlachtfeldern gefunden hat, räumte testamentarisch dem
Museum das Recht ein, seine altorientalischen Gläser und Glaslampen um einen verhält-
nismässig niedrigen Preis zu erstehen. Das Museum hat dies sofort gethan und hiemit eine
Sammlung an sich gebracht, welche in gleicher Qualität weder anderwärts besteht, noch
je wieder zusammengebracht werden kann. Viele Stücke derselben sind uns aus dem
Werke Schmoranz' über altorientalische Glasgefässe bekannt. Ein interessanter Fund ist der
mittelbaren Thätigkeit des Kensington-Museums zu danken. Es ist dies ein der Gilde der
Gürtler in London gehöriger Teppich, welcher das Wappen der Gilde und das Monogramm
desVorstandes trägt und nach den noch vorhandenen Urkunden auf Bestellung der Gilde im
XVl. Jahrhundert in Indien, wahrscheinlich von persischen Arbeitern verfertigt worden ist.
Früher in einer Truhe vergraben, prangt dieses auserlesene und für die Geschichte der
Teppicherzeugung im Orient wichtige Stück nun unter Glas und Rahmen im Amtszimmer
des Gildenvorstandes.
Die Versteigerungen allerlei kleinen und grossen Kunstkrams bei Christies und
Willis haben auch dieses Frühjahr ihren Gang genommen, ohne dass jedoch ganz epoche-
machende Verkäufe vorgekommen wären. Dem Umfange nach nahm der Nachlass der
verstorbenen Madame de Falbe, der Witwe des auch in Wien als Kunstkenner bekannten
dänischen Gesandten von Falbe, den ersten Platz ein. Es war nicht so sehr eine Sammlung
zu nennen, als die mit feinem künstlerischen Geschmack zusammengetragene Einrichtung
der drei vornehmen und gastfreien Behausungen der verstorbenen Dame. Es war von allem
da, Bilder und Stiche, Miniaturen und Kleinigkeiten, Porzellan, Bronzen, Tapisserien,
Möbel aller Art, alles mehr oder weniger der Zeit oder dem Geschmack nach der zweiten
Hälfte des XVllI. Jahrhunderts angehörig. Vom Standpunkte des Sammlers aus gesehen,
befand sich viel Mittelmässiges, Zweifelhafte: und Minderwertiges darunter, aber nahezu
die meisten Sachen waren gefällig für das Auge und nützlich für einen vornehmen Haus-
halt. Daraus ist trotz der Zurückhaltung eigentlicher Kenner und obgleich für einzelne Stücke
keine sensationellen Preise gegeben wurden, der hohe Gesammterlös von über i. 60.000
erklärbar. Die besten Möbelstücke waren französischen Ursprunges. Den höchsten Preis
unter denselben erzielte ein Louis XVI.-Cabinet aus Amboyna-Holz mit 1500 Guineen. Für