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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 116)

1erhaIb der österreichischen Avantgarde zählt 
tbert Pfaffenbichler zu den konsequentesten Außen- 
itern. Sein Beharrungsvermägen, gegen den Strom 
schwimmen, hat der 1942 in Ybbs an der Donau 
borene, seit 1960 in Wien lebende Künstler schon 
rr Jahren bewiesen. Pfaffenbichler war bis 1967 
1 rein „abstrakter" Maler, dessen eher spröde, 
-m Betrachter nicht gerade entgegenkommende 
Ider in einem sehr knapp gehaltenen Vokabular 
gelähnlicher Formen und Formationen ihr Aus- 
198i! fanden. Diese Beschränkung und Konzen- 
ition auf wenige, dem Künstler wesentlich er- 
ieinende Probleme geschah allerdings immer 
ter Nutzung eines breiten Spektrums mit Verve 
handhabfer graphischer und malerischer Nuan- 
zrungen, die als Bilddetails in reizvollem Kontrast 
den Volumina der großen beherrschenden For- 
Jtionen standen. 
18h in mehrfacher Weise beachtenswerten Wandel 
tte Pfatfenbichlers Guvre vor vier Jahren zu ver- 
ichnen. Oberflächlich betrachtet, könnte man in 
rr damals vorgenommenen Rückkehr zum Gegen- 
indlichen einen Bruch zu den früheren spannungs- 
Ichen Abstraktionen sehen. In Wahrheit handelt 
sich iedach um eine als notwendig erachtete echte 
aufarmulierung eines in vielem gleichgebliebenen 
iliegens und damit um eine Verlagerung eines 
I wie dort konsequenten künstlerischen Wollens 
d Ausdrudcsvermögens. 
atfenbichlers neue Malerei und Graphik gibt so 
rar in ihrer Summe ein radikal anderes, betont 
biektiv interpretiertes Bild unserer Welt und ihrer 
obleme, die bestimmenden und mitformenden 
itriebskräfte sind iedoch im wesentlichen dieselben; 
e Konzentration auf das, was einem tatsächlich 
tter der Haut brennt, beziehungsweise die dieser 
zltung innewohnende, iedoch nur dank entspre- 
endem Umsetzungsvermögen relevante innere 
uterkeit. 
Hubert Pfaffenbichler interessiert die Vielschichtig- 
keit signifikanter Zeiterscheinunen einschließlich 
dem dazugehörigen soziologischen Hintergrund. Zur 
Illustration dieses Bemühens: Pfaffenbichlers Aus- 
stellungen in einem Fleischerladen und einem Schuh- 
salon der Inneren Stadt, die 1968 für einige Auf- 
regung im Wiener Kunstbetrieb sorgten. 
Pfaffenbichlers zeitkritisch-aggressive Pop-Kreationen 
wirkten damals beinahe als Schock für den Normal- 
verbrauaher, der in Sachen Kunst ohnedies zur 
Lethargie neigt und sich angesichts des Gebotenen 
in mehrfacher Weise irritiert varkam. Was der 
humorig-kauzige Maler zwischen Maßschuhen aller 
Art, zwischen Beinfleisch, Schinken, Würsten, Ge- 
selchtem und Senf zu durchaus erschwinglichen 
Preisen anbot, fiel freilich nicht nur durch den 
Schauplatz der Handlung aus dem Rahmen des 
Gewohnten, sondern auch in rein künstlerischer 
Hinsicht. Bilder über die Mondflüge der Astronauten 
Shepard, Glenn und Cooper, ein knalliges Porträt 
Mao Tse-tungs (entnommen einem lllustriertencover) 
und eine unverblümte Paraphrase über das Chikago- 
Massaker AI Capones waren Kostproben einer 
brisanten Thematik. Pfatfenbichler, der seine Bilder 
und Graphiken in den verschiedensten Techniken 
seit damals zusätzlich zur Unterschrift auch jeweils 
mit dem - inzwischen zu einer Art Markenzeichen 
avancierten - Stempelabdruck „Rebel-Cap" („Re- 
bellenkappe") signiert, greift auch heute aus der 
Fülle der Realität das heraus, was ihm einerseits 
als formaler Anlaß ergiebig, andererseits aber auch 
inhaltlich, im gesellschaftlichen Zusammenhang, für 
unsere Zeit symptomatisch erscheint. 
Dieses zeitkritische Engagement entzündet sich mit 
Vorliebe on aktuellen Phänomenen: an den bereits 
erwähnten Mondflügen und ihrer Problematik, an 
der Fragwürdigkeit politischer Leitbilder, an militä- 
rischen Symbolen und Zitaten aus der Konsumwelt, 
denen - gerade was Ptaffenbichlers neueste „Aus- 
 
u-ewmd 
Hubert Ptaffenbidiler, Zeichnung 1969 
Hubert Ptaftenbichler, „Helm". Siebdrudr 
Varianten 
Hubert Pfaffenbichler, Alle Saurus dUf Caterpillar, 
m7. Radierung 
Hubert Pfaffenbichler, Mairtin Luther King und Cassius 
Cluy, m1. Radierung 
Hubert Pfoffenbichler, „EI Hombre", 1970. Beistift- 
zeichnung mit Tempero 
in drei 
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