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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 9)

male, antwortete er einfach: „Menschen sind immer schön." Das ist ein 
Stück des neuen künstlerischen Bekenntnisses, das aber nicht Verstandes- 
mässig ausgeklügelt und aus Opposition gegen die ältere Richtung vertreten 
wird, sondern auf 
innerster Überzeugung 
. beruht. Damals fehlte 
dafür jedes Verständ- 
nis. „Lebensgrosse 
Darstellungen eines 
Arbeiters in Bluse und 
i Holzschuhen, eines 
Bauem auf Acker- 
gäulen, wie sie etwa 
Franz Skarbina, Leo- 
pold von Kalckreuth 
malten, brachten - so 
schreibt Gurlitt - die 
Alten am meisten in 
Hamisch. Die Arme- 
leutemalerei, die sich 
auf grossen Leinwanden 
a erging, die Darstellung 
von allerlei Elend und 
I Verbrechen, ohne den 
einst für unerlässlich 
3 geltenden versöhnen- 
5 den Ausgang, empörte 
selbst die Politiker, also 
i Leute, die bei uns 
Leopold Graf Kalckreuth, Etta (Tochter des Künstlers) berufsmässig nichts von 
Kunst verstehen." 
Nun, die Armeleutemalerei als Mode ist dahingegangen, aber Graf 
Leopold Kalckreuth, dem sie eben keine Modesache war, ist ihr treu 
geblieben. Sofern sich der Spott dagegen richtete, dass überhaupt Arbeiter 
und Bauern von der Kunst dargestellt würden, war er gänzlich unberechtigt, 
aber was nur Mode ist, entbehrt gewöhnlich der Tiefe und damit der 
überzeugenden Kraft, die allein Dauer und nachhaltige Wirkung verbürgt. 
Graf Kalckreuth gab seinen Bauernbildem den tieferen seelischen Gehalt, 
jene ernste aufrichtige Empfindung, deren Verkörperung uns als echte Kunst 
erscheint. Er hörte zunächst auf, sogenannte „malerische" Gegenden 
aufzusuchen und „Bilder" zu finden, sondern malte frisch und ohne 
Umschweif, was er erlebte, einfach, wahr und natürlich. Ein solches Bild ist 
„Auf dem Heimwege", das 1890 zuerst in München zu sehen war. Ein 
Knecht, der mit seinen beiden Ackergäulen am Abend heirnwärts reitet, 

	        
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