Kunst, selbst über die des Auslandes: überall
zeigt sich eine stetig wachsende Antheilnahme
der Allgemeinheit an künstlerischen Bestre-
bungen, die unverständlich wäre, wenn sie sich
nicht durch volkswirtschaftliche Thatsachen
erklärte.
Der Zollverein und die Verbesserung der
Verkehrswege haben mehr als irgend etwas
anderes an dieser Entwicklung der Dinge
mitgearbeitet. Denn sie haben den Volkswahl-
stand langsam wieder gekräftigt und dadurch
das Bedürfnis nach ideellen Genüssen wieder
gesteigert. Das Wort Goethes, dass der
Mensch nach künstlerischer Bethätigung immer
trachten werde, wenn seine Existenz gesichert
sei, bewährte sich auch hier wieder.
Im Jahre 1816 regte ein Besucher der
Leipziger Messe eine Versammlung von Kauf-
leuten und Fabrikanten an, welche der Bundes-
Versammlung in einer Denkschrift die traurige
Lage der deutschen Industrie schildern und
Massnahmen zu ihrer Besserung empfehlen Franz Hßimswdie
sollte. Und von da an wurde unablässig daran
gearbeitet, die Zollschranken zwischen den einzelnen deutschen Staaten
niederzureissen, den Handel zu erleichtern, also auch den Verkehr zu
heben. Der Chausseenbau dehnte sich in der erstaunlichsten Weise aus. Im
Jahre 1283! besass Preussen bereits doppelt so viel „Steinstrassen" als im
Jahre 1816. In der Zeit von 1820 bis x834 wurde von 39.5 Millionen Thalern,
die für ausserordentliche Bauten, Meliorationen und Kunstwerke ausgegeben
wurden, ein volles Drittheil für den Bau von Chausseen verwendet. Wie
sehr dem Handel und dem Verkehre damit gedient war, zeigt schon die eine
Thatsache, dass die Einnahmen der Post sich in sieben ]ahren nahezu
verdoppelt hatten.
Und dann gieng es weiter, Schritt um Schritt. Aus den ersten freund-
schaftlichen Abmachungen zwischen den interessirten Staaten erfolgte die
Gründung des Zollvereins. Dampfschiffe und Eisenbahnen traten in den
Dienst der Industrie, die bald mit Stolz sich eine Grossindustrie nennen
konnte. Ratzels Wort, dass „der rege Verkehr Cultursymptom ist und
Cultur schafft" findet in dieser Zeit beweiskräftige Commentare. Wie er mit
der Wissenschaft in lebendigstem Zusammenhange steht, so auch mit der
Kunst. Es ist charakteristisch genug, dass List, der grosse Anreger auf
volkswirtschaftlichem Gebiete, im Zollvereinsblatt unter den Segnungen, die
der Zollverein im Gefolge haben würde, auch „die Veranstaltung nationaler
Kunst- und Gewerbeausstellungen" nannte. Er wusste genau, dass mit der