Franz Hain, Vogesendorf, Ölgemälde
SECESSION, Die achte Ausstellung der Secession ist vor allem den Wühnungs-
künsten gewidmet. Die sogenannten vier Pfähle des Menschen und wessen er
zwischen ihnen bedarf, das ist der Hauptinhalt. Wien und das Ausland sind ungefähr
gleich stark vertreten. Die Ausstattung der Räume, in der bekannten hübschen Secessions-
weise, ist von Josef Hoßmann und Kolo Moser besorgt, denen sich diesmal Leopold Bauer,
auch ein Wagner-Schüler, mit einem einladenden gelben Zimmer gesellt. Überdies hat
eine schottische Gruppe sich ein eigenes Nest zusammengestellt, von dem noch die Rede
sein soll. Die Möbelkunst nimmt natürlich den ersten Platz ein und gibt einen guten Begriff
von den Bestrebungen des Tages. Ein grosser Zeitschriftenschrank von Otto Wagner, für
sein eigenes Atelier in der Hütteldorfer Villa, ist ein Pracht- und Prunkmöbel, das zu der
BöhmXschen Opalescentwand vom vorigen Winter passt. Das Grün und die herbstlichen
Purpurfarben dieses musivischen Landschaftsgemäldes aus Glasscherben setzen sich an
dem Schranke fort. Er ist aussen moosgrün gebeizt und polirt, die Thüren haben als
Hinterglasmalerei, mit grünseidenem Untergrund, dunkelgrüne Lorbeerdickichte, mit Gold
gehöht; die Innenseite ist violett gebeizt, mit blassen Rosenzweigen als Intarsia und linearen
Perlmuttereinlagen. In der äusseren Montirung tritt Goldbronze auf. Auch entsprechende
Wandbehänge in Applicationsstickerei und einige Sessel (ein gelber in geschnittenem
Leder besonders gut) gehören dazu. Es ist wie eine zeitgemässe Fortsetzung jenes Wiener
Luxusgeistes, von welchem Hasenauer beseelt, oder vielmehr besessen war. Die jüngeren
Modernen streben jetzt aus dem Rauschzustande des Anfangs einer nüchtemeren Lebens-
auffassung zu. Sie knüpfen an den gesunden Biedermaier des sogenannten „Altwien" an,
haben aber auch sichtlich von der Rasse Ashbee-Voysey-Newton angezogen. Charak-
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