MAK

Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 11)

Ehepaaren Mackintosh (Charles R. und Margaret) und Mac Nair (J. Herbert und Frances) 
her, zu denen eigentlich noch der Metalltreiber und Kunstschriüsteller Talwin Morris gehört. 
Ein weisses Zimmer in unserem „Brettlstil", mit einzeln verstreuten bunten Zierquadraten 
und verräuchert dreinschauenden Aquarellen von Märchenscenen, dazu schwarzes, steif- 
nackiges Möbel, seltsam gestickte Fries- 
(ER E A  L u  streifen, getriebene Kupfersachen vom 
Charakter des verdruckten, kmtterigen 
Bleches, buntes Glas von ähnlichen Mo- 
tiven, in der Decoration eine Vorliebe 
für gespenster- und larvenhafte Menschen- 
form, deren Überschlankheit sich nach- 
gerade in fadenförmige Schwingungslinien 
auszieht. Das capriciöse Element, das man 
in Wien Gschnas nennt, spielt stark 
hinein, so dass der Raum den Charakter 
eines Privatissimums für gewisse Stunden 
von Ausnahmsstimmungen erhält. Aber 
hinter dem Schabernack steht ein eigen- 
thümliches Können, so dass der künstle- 
rische Specialcharakter nicht verloren geht. 
Der Maison moderne verdankt man auch 
die Vorführung des seltsamen Plastikers 
George Minne in Lebensgrösse. Kolo 
Moser hat für ihn einen.eigenen runden 
Raum geschaffen, der einem modernen 
Columbarium gleicht. In der Mitte steht 
Minnes bekannter runder Brunnen, auf 
dessen Kranze fünf seiner bekannten aus- 
gemergelten Asketeniiguren knieen und 
in das dunkle Wasser hinabstarren. Man 
kann sich das am besten in einem weiss 
glasirten Stoff, Robbiaartig vorstellen; 
nach Glasur schreien auch die grätig und 
grubigangelegten Formen, in denen Minne 
schwelgt, und die Verrenkungen seiner 
scheinbar nur aus Sehnen bestehenden Arme, die sich in fortwährender Selbst- 
umarmung ergehen. Unter den kleinen Plastiken Minnes sei eine Gruppe von drei heiligen 
Frauen hervorgehoben (Holz), die nur als drei alles verhüllende Mäntel dastehen und 
im strengen, eckigen Rhythmus eines symmetrischen Faltenwurfes eigenthümlich wirken. 
Dass Rodin auf Minne von Einßuss gewesen, ist unverkennbar. 
Neu für Wien sind zwei andere bedeutende Künstler der Moderne: der früh- 
verstorbene geniale Lyoner Jean Carries, dem das moderne Gres seine prächtige 
Farbenblüte verdankt, und der Amsterdam-Londoner Genremaler Nico Jungmann. Von 
Carries, dem auf der Pariser Weltausstellung eine ganze Rotunde gewidmet war, sieht 
man hier nur eines seiner pausbäckigen, strotzenden Babies (Jean Darnpt hat dieses 
Motiv seither mit Erfolg wieder aufgenommen) und einen kühn behelmten Kopf, beides 
Bronze. Von Jungmann aber, dem unermüdlichen Studienmenschen von Volendam, sind 
zwei Hauptwerke hiehergelangt: die Gemälde „Mutterschaft" und „Pilgerzug in 
Kevelaer". Das erste besonders ist ein Meisterwerk. Eine Art populärer Madonna, eine 
junge holländische Mutter mit Kind unter einem dunklen Fruchtbaum, mit heller, hollän- 
discher Landschaft im Hintergründe. Man denkt an l-lolbein oder einen Van Eyck-Schüler. 
Eingehendstes Naturstudium, überaus genaue Zeichnung und ein Duft von Galeyjgton auf 
 
Franz Hein, Aus den Illustrationen zu Gedichten 
von Albert R03 back, Original-Lithographie
	        
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