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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 12)

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Riesengeschmeiden, in denen der Diamant neben dem Rubin strahlt, der 
Saphir mit dem Smaragd, der Topas mit dem Aquamarin, der Opal mit dem 
Turmalin um die Wette leuchtet. Dieses Nebeneinandersetzen aller erdenk- 
lichen Farben, die gewollte Massivität der Zeichnung ergeben eine eigen- 
thümliche, nahezu brutal blendende Gesammtwirkung von derber, aber 
verblüffender Pracht: der Titfany'sche Schmuck, dem ein satyrischer Kritiker, 
vielleicht nicht mit Unrecht, die bissige Bezeichnung „Vanderbiltstil" 
gegeben hat, stellt eine Art künstlerischer Apotheose des kraftvoll-stolzen 
Reichthums dar. 
Eine unendliche Kluft trennt Tiffany und Lalique: bei diesem das 
gänzliche Ausserachtlassen des materiellen Wertes, ein vornehm-neben- 
sächliches Spielen mit Kostbarkeiten, wie es nur in einem seit Jahrhunderten 
an Reichthum und Luxus gewöhnten Lande möglich ist; bei jenem die I 
robuste Prachtliebe, die so offen, so freudig bekannt, so grandios verkörpert 
ist, dass ihr auch der geringste Anschein von Protzenhaftigkeit abgestreift 
wird. Wenn man Stile nach dem Grad bewerten will, in dem sie die innerste 
Seele eines Volkes wiederzuspiegeln vermögen, so steht der Stil des 
TiHany'schen Schmuckes gleichwertig neben dem Stile des modernen 
französischen Geschmeides. 
DIE KUNST IN DER KINDERSTUBEiv VON 
P. G. KONODY-LONDONSIP 
__, 
N der kunstgewerblichen Abtheilung der „W0- 
man's Exhibition" in Earls Court, einer Aus- 
stellung, die eine Demonstration der künst- 
lerischen, industriellen und socialen Thätigkeit 
' englischer Frauen zum Zwecke hatte, waren 
wohl keine Objecte, denen mehr wohlverdientes 
Lob zutheil wurde, als den beiden von Cecil 
Aldin und John Hassal decorirten und von 
der Firma Story 8: Co. ausgeführten Modell- 
Kinderzimmern. Dass sich diese Ausstellungs- 
objecte in einer „Woman's Exhibition" vorfanden, obgleich weder Entwurf 
noch Ausführung das Resultat weiblicher Arbeit sind, ist damit zu erklären, 
dass die Erziehung von Kindern in zartem Alter fast ausschliesslich dem 
weiblichen Wirkungskreise angehört, und dass die Nutzlehre, welche aus 
der Ausstattung dieser beiden Räume zu ziehen ist, für jede Frau und Mutter 
von eminentem Interesse sein muss. 
In einem Lande, das seine hohe Stellung auf dem Gebiete der Kunst 
nicht einer überfeinerten Civilisation verdankt, in einem Lande, wo die Kunst 
nicht ein mehr oder weniger krankhafter Auswuchs neurotisch entarteter 
 
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