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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 12)

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Werkes soll auf die grösste Brauchbarkeit gesehen werden; die Abbildungen sind farbig, 
bei Verkleinerungen werden Details auch in grösserem Masstabe erscheinen und nament- 
lich soll auch die Lieferung einfacherer Aufgaben dem Tagesbedürfnis entgegenkommen. 
Das Werk erscheint in Vierteljahrsheften zu x: Blatt und z Beilagen. 
KLEINE NACHRICHTE N 50 
EIN AACHENER PATRICIERHAUSfk Der Lehrer der Kunstgeschichte an 
der Technischen Hochschule in Aachen, Professor Dr. M. Schmid, beschenkt uns 
mit der Monographie des Wohnsitzes eines reichen Aachener Kaufherrn, der in hohem 
Alter auch die Würde eines Bürgermeisters seiner Vaterstadt bekleidete. Wohl ist das 
Innere dieses Hauses nicht intact geblieben, vor allem sind die meisten Möbelstücke aus 
demselben verschwunden, dennoch geben die noch unberührten Innenräume Zeugnis vom 
Kunstsinne des einstigen Besitzers sowie von dem hohen Stande des Kunstgewerbes der 
ehemaligen freien Reichsstadt Aachen in der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. 
Johann von Wespien, unser Bauherr, war der Sohn wohlhabender Bürgersleute und 
wahrscheinlich Tuchfabrikant. In den Dreissiger-Jahren des XVIII. Jahrhunderts liess er 
sich durch Johann Josef Couven, einen in Aachen und Umgebung vielfach thätigen 
Architekten und Angehörigen einer durch mehrere Generationen nachweisbaren Bau- 
meisterfamilie, sein Haus errichten. Dasselbe ist in mässigen Dimensionen gehalten 
- 16 Meter Breite auf x4 Meter Tiefe - im Laufe der Zeit wurde demselben nach der 
Tiefe noch ein Flügel angefügt. 
Die Facade hat drei Stockwerke und fünf Fensterachsen, von welchen die drei 
mittleren um Weniges vorgesetzt und über dem Hauptgesimse mit einem Giebel bekrönt 
sind. Die Mittelachse ist stärker betont, indem die Hausthüre und die Fensterumrahmungen 
im ersten und zweiten Stockwerke reicher ausgebildet sind. Das Untergeschoss ist in 
I-Iaustein, die beiden oberen Geschosse sind in Haustein mit Wandflächen in Ziegelbau 
ausgeführt. Die Formgebung ist der des französischen Architekten Blondel (1705 bis r774) 
nahe verwandt, doch immerhin selbständig ausgebildet. Couven dürfte seine Schulung in 
Paris bei einem Vorgänger Blondels genossen haben. 
Ausser der edlen architektonischen Durchbildung der Facade weist das Haus in 
seinem Inneren noch ganz bedeutende künstlerische Arbeiten auf, welche, wie sich aus 
einer noch erhaltenen und im Werke mitgetheilten Originalzeichnung ergibt, wohl durch- 
gehends von Couven selbst angegeben wurden. Das dreiarmige Treppenhaus enthält an 
Wänden und Decken reiche Stuckarbeiten und elegante Schmiedeeisenarbeiten am 
Geländer, das sich in ununterbrochener Folge vom Erdgeschosse bis zum zweiten Stock- 
werk hinaufzieht. Von den übrigen Räumen sind in erster Linie die beiden Gobelinsäle zu 
erwähnen; der kleine zweifenstrige im Erdgeschoss, der grosse fünffenstrige im Haupt- 
geschosse. Diese beiden Räume sind, was Wand- und Deckenausschmückung betrifft, 
intact erhalten und bieten mit ihren prunkvollen Gobelins, mit ihrem reichen Holzschnitz- 
werk an Thüren, Lambris, Fensterläden, Thür- und Kaminaufsätzen, mit ihren fein 
durchgebildeten Stuckplafonds ein Bild vornehmster, behaglicher Pracht. Die Gobelins 
sind selbstverständlich Bandrische Arbeit, und zwar der Weberfamilie van den Borcht. 
Die des kleinen Saales behandeln die Geschichte Mosis, die des grossen stellen in umfang- 
reichen Bildern die Welttheile dar. 
Von besonders künstlerischer Durchbildung ist die Eichenholztäfelung im kleinen 
Saale im Erdgeschoss. Sie zeigt eine edle Linienführung und virtuose Schnitztechnik. 
Uber die Verfertiger derselben konnte weder aus Acten, noch aus Rechnungslegungen 
t Ein Aachener Patricierhaus des XVIII. Jahrhunderts, herausgegeben von Prof. Dr. M. Scbmid. 44 Licht- 
druektafeln nebst erläuterndem Texte. Verlag von Jul. Hoßmann, Stuttgart, 1900. fol.
	        
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