Anschauung bringen soll. Es ist kaum zu bezweifeln, dass sich einer solchen Ausstellung
das allgemeine Interesse in demselben Grade zuwenden wird wie der Gutenberg-Aus-
stellung. F. DörnhöHer
EIN PRACHTVVERK ÜBER VAN DYCK. Unter den zahlreichen Kunstpubli-
cationen, die im vergangenen Jahre in England veröffentlicht wurden, ist keine, die
sich in Bezug auf prächtige Ausstattung, Reichhaltigkeit des Materials und Qualität der
Illustrationen mit Lionel Custs neuem Werke über Van Dyckf messen kann. Mit 52 muster-
haften I-Ieliogravuren illustrirt, auf starkem, geschöpften Papier gedruckt, mit Typen,
die an Schönheit und Klarheit nichts zu wünschen übrig lassen, mit einer durch vornehme
Einfachheit auffallenden Einbanddecke versehen, bildet dieses Werk einen Band, den man
als typisch für die besten Erzeugnisse englischer Buchausstattung nehmen kann. Dennoch
liegt e! ungleich der Mehrzahl ähnlicher Publicationen 4 der I-Iauptwert des Buches in dem
ausführlichen Texte, dem Resultate jahrelanger, gründlicher Forschungen des Verfassers.
Persönliche Besichtigung der Mehrzahl von Van Dycks Werken, eingehende Kenntnis der
Werke moderner Forscher und Einblick in alle zeitgenössischen Documente haben Mr. Cust
befähigt, viel neues Licht auf das Leben und Schaffen des grossen vlämischen Meisters zu
werfen und seinen richtigen Platz in der Kunstgeschichte deiinitiv festzustellen.
Eines der wichtigsten Capitel des Buches befasst sich mit den Beziehungen Van Dycks
zu Rubens, der bisher allgemein als der Lehrer des jüngeren Künstlers angesehen wurde.
Thatsächlich war Van Dyck schon mit 14 Jahren als selbständiger Porträtmaler thätig und
wurde im Alter von 17 Jahren bereits in die Gilde von St. Lucas aufgenommen. Die
Aufmerksamkeit von Rubens lenkte er auf sich, als er - ein Jüngling von 16 Jahren --
eine Serie von Apostelbildern in Antwerpen ausstellte. Diese Bilder zeigten so viel Talent,
dass Rubens den jungen Van Dyck sofort als Assistenten in seine Werkstatt aufnahm,
wo er 4 Jahre lang mit Ausführung Rubensscher Skizzen beschäftigt war. Die empfang-
liche Natur des jungen Künstlers kam dadurch unter den doppelten Einfluss des Rubens
und der venezianischen Meister, von deren Werken Rubens eine grosse Anzahl aus
Italien mitgebracht hatte. Infolge dieser Collaboration ist der späteren Forschung die
Bestimmung der Autorschaft vieler der aus Rubens Atelier hervorgegangenen Werke sehr
erschwert worden. W. Bode hat die Hand Van Dycks in manchen wichtigen Werken
erkannt, die vorher allgemein als Rubens-Bilder acceptirt wurden, und Mr. Cust geht noch
bedeutend weiter, indem er dem jungen Van Dyck einen viel grösseren Antheil an
Rubens Werken zuweist. Im Alter von 2x Jahren war Van Dycks Ruhm als Porträtmaler
schon so verbreitet, dass er auf Veranlassung seines Patrons, des Earl of Arundel, an den
Hof des König Karl I. von England berufen wurde. Mit strenger Gründlichkeit folgt
Mr. Cust diesen Reisen und gibt eine genaue Geschichte von Van Dycks ereignisreichem
Leben, ohne je den Hauptzweck des Werkes, Schilderung der künstlerischen Thätigkeit
des Meisters, ausseracht zu lassen. Dadurch vermeidet er wissenschaftliche Trockenheit,
ohne dem Werte seiner Forschung Abbruch zu thun. Der Anhang des Werkes enthält die
Kataloge der drei wichtigsten Van Dyck-Ausstellungen (Grosvenor Gallery 1887,
Antwerpen 189g und Royal Academy, London, 1900) und eine vollständige Liste sämmt-
licher noch erhaltener Gemälde Van Dycks. Ihre Anzahl beträgt 230.
P. G. Konody
REISAÜSSCHREIBEN. Die Redaction der „Mappe" in München erliess
in ihrem Januarhefte ein Preisausschreiben zur Erlangung moderner Skizzen für
decorative Plafondmalerei. Als Preise wurden xooo Mark ausgeworfen und sollen damit fünf
Entwürfe mit Preisen bedacht werden, und zwar: I. Preis 300 Mark; II. Preis 250 Mark;
" Anthony Van Dyck. Von Lionel Cust, F. S. A., Director der National Portrait Gallery, London.
(London, George Bell and Sons, xgoo.) 125 Kr.