MAK

Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 2)

  
Architekten, dem manche Nüchternheit vor- 
werfen wollen. 
Bei allen Interieurs fällt Einem die Mannig- 
faltigkeit der Materialverwendung auf: eine 
Besonderheit Scotts. Er arbeitet viel mit Glas 
und glasirten Kacheln, mehr noch in getriebenem 
Kupfer. Dafür ist mancher Kamin ein Beweis. 
Das vornehmste Interieurprincip Scotts ist: 
Möglichst einfache Einzelstücke! Die Wirkung 
ist durch die Zusammenstellung, die Harmonie 
und die Wand- und Deckenbekleidung zu errei- 
chen. Das individuelle Möbel ist nichts für Scott. 
Allein trotzdem baut er nicht schematische Zim- 
mer. Der ganze Raum muss durch Auswahl 
und Composition die Individualität beweisen, 
nicht durch das Sinnreiche in den Linien jedes 
einzelnen Sessels. Die Möbel Scotts sind meist 
in Eiche, dem Lieblingsmaterial der Engländer 
seit uralter Zeit, ausgeführt. Auch hier vermag 
man die Verschiedenheit der Decorateure von 
der Art der Sheraton und der des Chippendale 
und der ganzen „g0thischen" jungen Schule er- 
kennen; die ersten lieben das Mahagoni-, die 
letzteren ziehen Eichen-, Kirschbaum-, Apfel- 
baum-, Cedemholz u. s. f. vor. 
Die Formen der Scotfschen Möbel kann 
man gut in den „Brettl-" oder „Kistenstil" 
rechnen. Einfachere Constructionen als die meisten Tische und Bänke, 
Stühle und Fauteuils sind kaum zu erdenken. Oft ist nicht einmal Poli- 
tirung verwendet. Das Ornament beschränkt sich auf irgend eine leise 
Andeutung, eine Einlegearbeit - das Herz ist der „Fav0urit" Scotts - oder 
eine Flachschnitzerei. Oft tauchen förmliche gothische Betstühle auf, manch- 
mal mit hohen Seitenlehnen und mässiger Rückenlehne. In Kupferarbeit 
wird sehr viel geleistet. Durch die reiche Metallverzierung wird der Eindruck 
der Gediegenheit und Wohlhabenheit erzielt. Die feine Arbeit und die Mannig- 
faltigkeit der in Metall getriebenen Dessins gewinnt für die Objecte aber den 
Reiz des Künstlerischen. Der Gegensatz zwischen dem Eindrucke, den ein 
einzelnes Möbelstück Scotts gibt und der Gesammtwirkung eines Interieurs 
ist höchst merkwürdig und durch das früher angeführte Princip zu erklären: 
Jeder einzelne Tisch oder Stuhl sei so einfach und praktisch als möglich, die 
Stimmung werde schon durch das Zusammenstimmen erreicht. jede der 
beigegebenen Illustrationen zeigt, dass Wirkungen nur auf diese Art erreicht 
wurden, es herrscht eine köstliche Harmonie zwischen Decke, Wand und 
jedem Geräth. Ich möchte also nochmals darauf hinweisen, dass der oft puri- 
M. H. Baillie-Scott, Toiletletisch
	        
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