Marianne Stokes, Bauernkinder
Wie wenig die künstlerische Entwicklung des Einen in dieser Maler-
ehe nun die des Anderen geschädigt hat, kann man gerade an den Werken
dieser letzten Jahre sehen. Nach allen Fortschritten, nachdem der Genre-
und Historienmaler Landschafter geworden ist, kann sein letztes Ziel mit
den Worten: „Aufrichtige Darstellung jeder Natur-Stimmung" umschrieben
werden. Und die Frau, Marianne Stokes? - Auch sie geht in den Jahren
ihrer Ehe durch mancherlei Einflüsse, auch sie entwickelt sich und ist
sicherlich noch heute nicht reif, aber ihr künstlerisches Ziel, das, was ihr
am meisten am Herzen liegt, ist die decorative Wirkung. Sie sagt nicht:
Ich will die Menschen malen,_wie sie sind, ihren äusseren Aspect, hinter dem
sich allerlei Schicksale und Gefühle verbergen und vielleicht da und dort, in
jener Falte und in dieser Bewegung des Armes oder der müden Hand zum
Ausdrucke kommen - das sind ihr jetzt nur Ziele, die am Wege liegen, die
Hauptsache ist die decorative Farbenwirkung. Ein klares, reines Licht soll
uns entgegenkommen, sowie es auf den Heiligenbildem italienischer Primi-
tiver oder mancher Vlämen heute nach Jahrhunderten noch ist. Das Bild sei
eine Wanddecoration, ein schöner grüner, rother Fleck, ein strahlendes,
erfreuendes Licht. Die Wünsche und Ideen Walter Cranes und Brangwyns
begegnen sich mit denen der Frau Marianne Stokes. Das ist die jetzige Phase.
Es wird wohl nicht die letzte sein. Allzu stark ist das inhaltliche Moment, der
Gefühlswert dieser Bilder, als dass decorative Wirkungen das letzte Ziel
der Werke gerade dieser Malerin sein könnten. Je weiter man in der
Betrachtung der künstlerischen Vergangenheit von Frau Marianne