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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 5)

K. k. Fachschule Bozen, Naturstudie und Anwendung 
Grundsätze verkündet, laut, wenn auch schrill. Vor uns liegt ein stattliches, reich illustrirtes 
Heft: „Grazer Kunst", dem in zwangloser Folge weitere - hoffentlich viele und immer 
bessere - sich anreihen sollen. Dass darin die neue Grazer bildende Kunst die klang- und 
sangvollen Schwesterkünste als Mitstreiter auf bietet, ist ein glücklicher taktischer Gedanke. 
Rosegger, Drasenovich, Ertl, Frischauf, Graf, Kollar und Ubell mit Hugo Wolf, 
Hausegger, Kienzl und Peters führen die Vertreter der modernen bildnerischen Kunst 
Georg Brucks, Bela Conrad, Daniel Pauluzzi, Ludwig Presuhn, Paul Schad-Rossa, 
Konrad v. Supanchich, Margarethe Supprian, Georg Winkler und Luise v. Drasenovich vor 
und ein. Nur die wenigsten sind Steirer, alle aber in der Steiermark schaffende Künstler, 
nicht alle gleichwertig, alle aber mit starkem Selbstvertrauen erfüllt, auf der äussersten 
Linken moderner Kunstanschauung stehend; sie wollen, wie Drasenovich kampflustig ihren 
Weg bezeichnet: „aus eigenem Recht schaiTen, in ihrer Zeit wurzeln und leben". Ob sie auch 
in freimüthiger Ergebung das Urtheil der Mitwelt erwarten, möge dahingestellt bleiben. Der, 
den sie wohl als ihren Führer betrachten und auch mit der Leitung des Ganzen betraut 
haben, Georg Paul Schad-Rossa, ein Münchener, der auf die Nachrichten „über das rege 
Kunstleben in Graz aus freien Stücken und auf eigene Gefahr dahin übersiedelte", nimmt 
uns freilich nicht sofort für das Unternehmen ein, man wird mehr von ihm sehen müssen. 
Talent hat er, aber leider auch - Manier, und dass er wirklich so empfindet, wie er sich 
gibt. „aus eigenem Recht schaffend", möchte man bezweifeln. Die dreifarbige Lithographie 
„Die Blume im Thau" und die zweifarbige Umschlagzeichnung „Grazer Kunst" ist wohl 
kaum die Grazer Kunst, die die anderen meinen. Dass ein Kunstwerk Schönheiten haben 
kann ohne „schön" zu sein, ist eine heute vielen geläufige Ansicht von gewisser innerer 
und übrigens längst erkannter Richtigkeit, aber zu der Auffassung, dass ein Kunstwerk 
unter allen Umständen hässlich sein müsse, um Schönheit zu haben, sind die meisten von 
uns doch noch nicht durchgedrungen. Auch Schad-Rossas Weihnachtsmotiv ist gelinde
	        
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