Culturgrad voraus. Trotzdem bewegen sich die alt-europäischen Bronzen
noch ganz innerhalb dieser primären Formen, wenn sie auch in gewissen
Ländern zu einer sehr großen Vollkommenheit sich entwickelten. Sehr
merkwürdig ist der directe Vergleich dieser BronzewaHen, Bronze-
schwerter, -I.anzen, -Arm- und Beinringe, der großen Spiralen und Hals-
ringe mit den Metallgeräthen afrikanischer Negervölker, wo nicht nur
die Formen, sondern auch wieder die Ornamentik, ja selbst das Einlegen
mit verschiedenen Metallen zu weitgehenden Analogien führt.
Die Fertigkeit, welche sich Naturvölker in der Bearbeitung der
Metalle aneignen, und der Geschmack in der Behandlung des Metalldrahtes
ist außerordentlich bemerkenswerth. So sind die alten Bronzen in einer
Weise geschmiedet und gehärtet, das afrikanische Eisen so gut gestählt,
wie wir es nur immer von einer entwickelten Industrie verlangen können.
Ja in der Bearbeitung der Bronze speciell ist die moderne Industrie auf
die Stufe der Vervollkommnung des Treibens des Metalles und der
Feinheit im Guss noch immer nicht gelangt, auf der jene alten Völker
standen. Hier wirken eben Jahrtausende in ununterbrochener Continuität
des Handwerkes fort und sammeln sich Fertigkeiten und Erfahrungen
an, die in der modernen Zeit wieder verloren gehen durch die rasch auf-
einander folgenden großen Erfindungen, welche die Technik der Voreltern
in Vergessenheit bringen.
Solche primäre Formen, die stets in Verwendung mit einer einfachen
gewerblichen Technik stehen, wenn auch das Product eine künstlerische
Vollendung erlangt hat, erhalten sich bei Völkern, die geographisch
isolirt sind, außerordentlich lange, und zwar so lange, bis fremder Einßuss
andere Formen importirt oder eine höher stehende Cultur auf sie direct
einwirkt. Kriegszüge unternehmender Völker und Handelsbeziehungen
sind es zumeist, welche in dieser Beziehung einwirken. Speciell bei
uns in Mitteleuropa haben sich beide Einliüsse sehr bald geltend gemacht.
Von Osten nach Westen und von Süden nach Norden war eine be-
ständige Bewegung der Völker wahrnehmbar, welche rückströmend nach
Osten und Süden sich in anderen Zeiten wieder geltend machten.
Ebenso haben gewisse Producte wie gerade das Zinn in Spanien
und Indien, der Bernstein im Norden und dann die Erzlager in den
Alpen Handelsbeziehungen in sehr früher Zeit hervorgerufen. Wenn
wir nun an die Besprechung der in Oesterreich gefundenen Bronzen
gehen, so müssen wir uns dieser allgemeinen Verhältnisse klar sein und
die natürlichen Consequenzen daraus ziehen. Auch hier hatten wir zur
Steinzeit und in der ersten Bronzezeit wesentlich nur die Formen-
charaktere, die wir als die primären bezeichneten, gefunden. Es war ein
lrrthum zu glauben, dass die Bronze in ihren einfachen, edlen Formen
nicht dieser primären Cultur entspringen könnte und vorauszusetzen,
dass auch diese importirt sein müsse. Diese Voraussetzung triEt nicht
zu, weil wir nunmehr wissen, dass selbst Naturvölker in der Metall-