volle Freiheit, mehr oder weniger modern
zu sein, wie es eben ihrem Empfinden
entspricht, und sie entscheiden sich meist
für das Erstere. Die Ausstellung dieser
Schule beherrscht - bezeichnend genug
für ihrezarte, poetische Grundstimmung -
die Decoration eines Mädchenzimmers
mit Wandbildern nach Motiven aus den
Märchen Dornröschen, Aschenbrödel,
Gänsemagd und die goldene Gans, ent-
worfen und ausgeführt von Hilde Lott,
Remigius Geyling, Georg Flatscher, Her-
mine Langheim und Oswald Grill; es
ist liebenswürdig anmuthige Märchen-
stimmung, die in hellen Tönen ohne viel
Prätention zu uns spricht. Kargers be-
deutendster Schüler ist ohne Zweifel
Georg Flatscher, er hat ein ungewöhnlich
starkes, vielseitiges Talent, das sich
ebenso in seinem Porträt einer alten Frau,
wie in mehreren duftigen, dichterisch
empfundenen, kleinen Blättchen (zum
Beispiel der Himmelskönigin), in mehre-
ren Ex libris und seinen originellen und
witzigen Placaten für die Wiener Mode
und eine Kaltwasserheilanstalt bethätigt.
Die Damen Marie Münster mit einem
frühlingsblütenreichen Ecran und Illu-
strationen zu Andersens Märchen, die
bereits genannte Hilde Lott mit einer
feinen Porträtzeichnung eines jungen
Mannes, Entwürfen und Studien zu
Menus, Märchenillustrationen, Placaten
und Landschaften, Bertha Czegka mit
höchst witzigen Caricaturen, ferner
die Schüler August Hanke mit Blumen-
Studien und Uziemblo mit zum Theil
düsterschwermüthigen Landschaften er-
weisen, wie alles, was aus dieser
Schule hervorgeht, die sichere, ernste
Führung des Lehrers, der hingebungs-
voll und aufopfernd jeder individuellen
Begabung die Wege zu reifer Entwick-
lung zu weisen versteht.
au]
Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichischen
Museums, Fachschule für Architektur (Pro-
fessor Oskar Bayer), Weberei-Entwurf von
Franz Hillebrand