Künste" erschienenen Biographie. Da heisst es auch: „Sein glückliches Genie
verliess ihn niemals. Nie war ihm eine Aufgabe zu schwer, und selbst die
Grösse der Schwierigkeit gab seinem Geiste nur einen desto grösseren
Schwung. Seine Einbildungskraft war feurig, seine Ausführung edel, und er
besass die seltene Leichtigkeit, das Eigene und Charakteristische eines jeden
Gegenstandes auf den ersten Blick zu ergreifen und in den angemessenen
Zügen wieder auszudrücken. Er bildete seine schönsten Stücke aus freier
Faust, ohne erst Skizzen und Zeichnungen davon zu entwerfen. So sicher
und so übereinstimmend waren bei ihm Auge und Hand. Seine vorhandenen
Zeichnungen sind meisterhaft."
Seine Kunst ist besonders bewundernswert, wenn man seine religiösen
Darstellungen betrachtet. Trotz der starren Tradition der Typen sind sie
frisch, lebendig empfunden und echt künstlerisch. Und was alle die Kändler-
schen Werke auszeichnet, sie haben eine Formensprache, die genau dem
Material entspricht. Es ist neben den „das Geistige in der Kunst bezeichnen-
den Eigenschaften", welche diese Werke haben - ich folge wie Sponsel den
feinen Worten Schlies - vor allem eine gewisse Formenschärfe, welche
auffällt, eine Modellirungsweise, die von vorneherein auf das Schwinden der
Masse im Brennprocess Rücksicht nimmt, das Verhältnis richtig berechnet
und demgemäss alle Ecken, Kanten und Biegungen markanter herstellt als
sie in Wirklichkeit sind. Der auf Porzellan abzielende Plastiker muss bei
seiner Arbeit den Wunsch haben, aus dem mit annähernd vollkommener
Gleichmässigkeit des Stoffes hergestellten plastischen Teig, den er knetet,
die Formen so zu gestalten, dass gerade durch das unausbleibliche Schwinden
im Brande zuletzt so viel als irgend möglich jene Wahrheit der Natur
erreicht werde, von der er sich, um des Brennprocesses willen, bei der
Modellirarbeit durch Übertreibung der Schärfe seiner Formen absichtlich
entfernt hat. Die „Klippe der Porzellanplastik" hat keiner so gut zu umsegeln
gewusst als unser Kändler und er hat es auch am ersten gethan. So wurde
er zum Führer. Auch seine kleinen genrehaften, meist leicht bemalten Figuren,
die wir in den Sammlungen bewundern und die Sponsel aus seiner
Betrachtung diesmal ausschliesst, lassen dies erkennen.
Kändler legte selbst den grösseren Wert auf die Cabinetstücke, also
Arbeiten zur Aufstellung in Paradezimmern oder Kunstkammern. Sie waren
auch „fast alle auf vorhergehende Bestellung des Dresdener Hofes oder seiner
ersten Beamten, entweder für den Hof selbst und für seine Beamten oder für
auswärtige fürstliche Empfänger verfertigt worden". „Eine Madonna mit dem
heiligen Antonius", die 1733 erwähnt wird, ist noch jetzt in der Porzellan-
sammlung vorhanden, ein vortrefflich cornponirtes liebenswürdiges Werk,
ein „echtes Andachtsbild", dann werden erwähnt ein Johann Nep omuk, ein
heiliger Wenzel in stolzer Haltung auf einem Postamente, an das sich ein
zarter, schwärmerisch aufschauender jünglingsengel schmiegt, dann eine
schmerzgebeugte Madonna, die den Körper des todten Sohnes im Schosse
trägt, bewundernswert studirt und durchgearbeitet, ein kräftiger gefesselter