Beruhigendes, Träumerisches, fast Geheim-
nisvolles hat. Im Erdgeschoss sind ein
Hörsaal und Sitzungszimmer angeordnet,
deren flache Felderdecken mit in Stuck ge-
schnittenen Renaissanceornamenten fein be-
lebt und deren Wände mit Holz verkleidet
sind. In der Vorhalle führt seitwärts eine
reiche steinerne Wendeltreppe zum grossen,
als dreischiffiger, kirchenartiger Raum ge-
stalteten Lesesaal. Die Nebenschiffe haben
Emporen. Sie sind in eine Folge von kleinen
kapellenartigen Räumen getheilt, deren jeder
durch bay-windows beleuchtet, seitlich durch
hohe Bücherschränke gegen Vdie Neben-
kapelle abgeschlossen ist, so dass jedes der
kleinen, für vier Personen eingerichteten
Lesezimmer nur nach dem Mittelschiff hin
sich öffnet. In letzterem stehen Vitrinen
mit seltenen Manuscripten und Pracht-
werken, die bequemen Verkehr zulassen.
Der ganze Lesesaal ist in Sandstein erbaut,
dessen schöne warme Töne überall zur Gel-
tung kommen. Die Wände der kleinen Ar-
beitskapellen aber sind, soweit sie nicht von
den Bücherschränken beansprucht werden,
mit Holz verkleidet, wobeijede Füllung anders
ornamentirt wurde. Ebenso elegant geschnitzt
sind die Arbeitstische. Die Stühle leisten das
Erdenklichste an Bequemlichkeit, ein hüb-
Hemd" Kebmmes Elfenbein und scher Leuchter für elektrisches Licht hängt
Silber, Cardeilliac, Paris, Pariser Weli- _ _ _ __ __ _
„ussmuung 190a in richtiger Hohe uber dem Tisch, kurz,
alles ist in raffinirtester Weise darauf be-
rechnet, dass man sich in der Arbeitskapelle, ungestört durch die Schar
der übrigen Mitarbeiter, dem Studium hingeben kann. Vor den Sandstein-
pfeilem des Mittelschiffes, die elegante Netzgewölbe tragen, sind prachtvolle
schmiedeeiserne Lichtträger angebracht. Vielleicht sind unsere lichtvollen,
weiten, meist durch eiserne Träger unschön zertheilten modernen Bibliotheks-
räume praktisch, um die Besucher zu überwachen, aber um so unangenehmer
für diese, die durch jeden geräuschvoll Eintretenden, durch jede Bewegung
irgend eines im Saale Befindlichen, alle zugleich gestört werden und deren
geistige Arbeit sicherlich nicht in solch einem grossen Arbeitszuchthaussaal
sonderlich gefördert wird. In der Rylands-Library aber stimmt das Ganze
andächtig. Die mit decenter Eleganz und raffinirter Behaglichkeit ausge-
statteten Winkel verlocken förmlich zum intimen Studium. Sie gewähren