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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 8)

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Reichthums mit merkwürdig dis- 
creter Verwendung der Mittel ge- 
arbeitet wird. Überall sucht ein 
gereifter und unabhängiger For- 
sondern gleichsam auf natürli- 
chem Wege krystallisirt sich die 
Summe der historischen Ein- 
drücke zu einem neuen Stile, 
der wohl vom Eklekticismus des 
XIX. Jahrhunderts ausgeht, aber 
aus diesem heraus Eigenes ge- 
staltet. Ob in England die weitere 
Entwicklung der des Continents 
wie bisher vorausgehen wird, 
oder ob, wie in sehr vielem, so 
auch hier ein Stillstand jetzt ein- 
tritt, ein Beharren in der er- 
worbenen hohen Geschicklich- 
keit und eigenthümlichen Ge- 
schmacksrichtung, wer möchte 
darüber heute prophetisch Kunde 
Tischchemgifggfa'is-F'a'ise' geben? Jedenfalls lässt auf dem 
Gebiete der häuslichen Aus- 
stattung sich nirgends eine Ermattung, ein Nachlassen der erfinderischen Kraft 
spüren. Dass alle Formen auf historischen Vorbildern fussen, mögen sie auch 
im einzelnen noch so frei gestaltet sein, gibt eben der englischen Kunst jene 
Sicherheit, jene hohe stilistische Vollendung, jenen vornehmen Adel, der uns an 
ihr entzückt. Vielleicht aber liegt darin auch das Hindernis zu einer grossen, 
vorn Historischen ganz losgelösten Kunst zu gelangen, die wir doch für die 
kommenden Jahrzehnte fordern und vielleicht eher von Deutschland und 
Österreich, als von England oder Frankreich erwarten dürfen. 
Zunächst bleibt aber die englische angewandte Kunst der Nacheiferung 
wert, ist das englische Haus im Princip seinerAnlage mustergiltig, der englische 
Kirchenbau dem continentalen durch die weihevolle Stimmung oft überlegen. 
Man wird gut thun, dem Geiste englischer Baukunst, nicht ihren Äusserlich- 
keiten, mehr als bisher und unbefangener nachzugehen. Nichts wäre ja 
verfehlter, als wenn man jetzt bei uns bay-windows und mächtige Schorn- 
steingruppen, Traufrinnen hinter hochgezogenen Umfassungsmauern nach- 
ahmen wollte. Wir leben nicht im nebelreichen England, das möglichst viel 
Fensterfläche zur Einführung des Tageslichtes bedarf, wir heizen nicht 
Kamine, deren jeder seinen eigenen Schornstein verlangt, und bei der 
Häufung von Schneemassen würde bald jene Anlage der Traufrinne sich 
 
bestrafen. 
mensinn nicht gewaltsam Neues, '
	        
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