Nicht im Rahmen der modernen Kunstbewegung stehen die zahlreichen
tauschirten und damascirten Gefässe des Spaniers Zuloaga, des Vaters des
neuerdings bei uns bekannt gewordenen Malers. Man ist ja jetzt nicht sehr
geneigt, derartige Werke, die eine so peinliche Kleinarbeit voraussetzen,
nach Gebür zu würdigen, da eben jetzt der künstlerische Wurf höher steht,
als die mühsame Technik. Indes dürfen wir doch eben diese saubere
einlässliche Technik als vorzüglich bezeichnen.
Mit Schmucksachen sind ausser Henry van de Velde noch H. Hirzel-
Berlin, Nikolaus Thallmayr, Karl Rothmüller und Fred Dünn-München zur
Stelle; daneben auch die Dresdener Künstler J. V. Cissarz, Karl Gross,
Otto Fischer, Erich und Gertrud Kleinhempel sowie Margarethe Junge; sie
haben für diesen Zweig ihrer Thätigkeit einen Mittelpunkt in einem jungen
vorwärts strebenden Dresdener Juwelier, Herrn A. Berger, gefunden, der
ausschliesslich ihre zumeist recht ansprechenden Entwürfe ausführt.
Eine besondere Abtheilung in der Ausstellung ist der weiblichen Reform-
kleidung eingeräumt worden. Es handelt sich darum, das gesundheitschädi-
gende Corsett entbehrlich zu machen und dabei dem Kleide eine künst-
lerische Wirkung zu sichern. Man weiss, dass Henry van de Velde einen
Vorstoss in dieser Richtung gemacht, aber mit seinen neuen Kleidern keinen
grossen Erfolg davongetragen hat. Auch in Dresden kann man nur von
einem bedingten Erfolg sprechen. Einmal fehlt es an guten Büsten, auf
denen die Kleider auch gut sitzen. Damit ist schon ein gutes Theil der
Wirkung der Kleider dahin. Dann aber haben die Künstler der herrschenden
Mode zu wenig Concessionen gemacht. Schwerlich werden die Frauen in
ihrer Gesammtheit dazu zu bewegen sein, plötzlich alles das zu verlassen,
was bisher leider für schön gegolten hat, und etwas anzulegen, was ihnen
ungeschickt erscheint. Nur ein Kleid, ein Festgewand von Otto Gussmann,
dürfte sowohl die Ansprüche der Kleidungsreformer als auch die unserer
Frauen an Eleganz befriedigen; hier wird man über die mangelnde Taille
durch den in eine lange Spitze auslaufenden Besatz hinweggetäuscht. Dieses
vornehme Kleid dürfte demnach am ehesten die Reform den Damen
annehmbar machen.
Hieran schliesst sich weiter die Textilabtheilung, die der Dresdener
Ausstellung zu besonderer Zierde gereicht, da sie zwar nicht viele, aber
darunter viele gute Arbeiten aufweist. In verschiedenen Räumen sind die
bekannten Scherrebeker Teppiche vertheilt, die ja sämmtlich nach Künstler-
entwürfen gewebt werden. Da sie ausschliesslich Bildwirkung anstreben,
und für den Wandbehang gedacht sind, so wenden sie sich an ein Bedürfnis,
das nicht allgemein ist, und treten in Wettbewerb mit gerahmten Bildern
aller Art. Es fragt sich, ob ihre stilistischen Vorzüge genügen, um diese
Schwierigkeiten zu überwinden und ihnen einen genügenden Absatz zu
sichern. Otto Eckmann, der viel für Scherrebek gearbeitet hat, ist auch mit
Fussbodenteppichen (Vereinigte Smyrnateppichfabriken Berlin), Leinen-
Webereien (ausgeführt von J. Fränkel-Neustadt, Oberschlesien) und Tapeten