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sind die Jahre, seit dies geschehen ist! - schüchtern, unausgesprochen,
nur leise und immer wieder niedergedrückt, die Bestrebungen zu einer
zweiten Renaissance der Lebensformen begannen, wich der Druck, den jene
Werke übten. Denn es ist ja nicht zu verkennen, dass die Meisterthaten
jener Zeit nicht allein
ein edler Antrieb wa-
ren, sondern auch als
Schablone unheilvolle
Wirkung übten. Wo
aber die Künstler, statt
aus sich heraus die
Grösse vergangener
Zeiten zu erstreben, die
Werke selbst sclavisch
copiren oder frivol um-
zeichnen, ummodeln, da
gedeiht keine Kunst
mehr. Erst unsere Ge-
neration erlebt das Neu-
erwachen der Archi-
tektur.
Die Förderung einer
zeitgemässen Baukunst
und eines modernen
Kunsthandwerks, dem
ein möglichst starker
deutscher Einschlag
nicht fehlen sollte, ist
wohl auch der wesent-
liche Zweck der Künst- . M .
lercolonie gewesen, Ausstellung der Künstlercolonie in Darmstadt, Ernst Ludwig-Haus
der Grossherzog Ernst
Ludwig von Hessen und bei Rhein in seine Residenz berufen hat, und deren
Ausstellung im Mai dieses Jahres eröffnet worden ist. Der Grossherzog
hat sieben Künstler berufen; aus der noch wirren Menge von sich regenden
Talenten hat er da und dort, aus Paris, München und Wien, einen Mann
gewählt und ihm die Möglichkeit materiell unabhängigen Schaffens gegeben.
Nun sollen diese Einem Ziele - dem innigen Anschluss von Kunst und
Leben - zustrebenden Männer in Einer Colonie vereinigt, der ruhigen
Residenz Darmstadt die neue Blüte des deutschen Kunstgewerbes schenken.
Ein Sehnsuchtstraum, von vielen Männern im letzten Jahrhundert gehegt,
am innigsten von Friedrich Nietzsche, der Vieles darüber schrieb und sich
die Künstlercolonie in Sorrent dachte, ist so, dank dem Grossherzog, in
Erfüllung gegangen.