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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901/ Heft 10)

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wert. Die Facaden Olbrichs erhalten durch die Unregelmässigkeit der 
Fensteranbringung, der Portale, kurz durch den Grundriss Leben. Doch 
konnte das nicht genügen; so hat der Baumeister in seinem eigenen Hause 
zu einer Kachelverkleidung an 
der Vorderfacade gegriffen, die 
bis zur Höhe des ersten Stockes 
reicht; allein diese rein decora- 
tive, constructiv und logisch völ- 
lig unbegründete Verzierung ist 
fast so bedenklich, wie die Glas- 
mosaikmalerei am Hause Chri- 
stiansen, für welches allerdings 
Olbrich nur zur Hälfte oder 
zu einem noch geringeren Theile 
verantwortlich ist. Denn wie 
aus jedem Detail erhellt, hat der 
Hausherr seine eigenen Ideen 
und Wünsche zum Ausdrucke 
bringen wollen und deshalb die 
Olbrich'sche Architektur nur zum 
Rahmen genommen. Davon wird 
ja noch zu sprechen sein. 
Sympathisch an der Anlage 
der Olbrich'schen Häuser sind 
die vielen Gelegenheiten für Blu- 
Ausstellung der Künsxlercolonie in Darmstadt, menständer- Kleine Balkone: 
Haus Qlbrich- Wohnzimmer Terrassen auf dem Dache geben 
viele poetische Gelegenheit, der 
blühenden Natur in diesen Künstlerhäusern zum Rechte zu verhelfen. Gut 
ist auch die Orientirung der einzelnen Häuser, die stets so gegen einander 
gestellt sind, dass sie trotz des engen Raumes, den die Mathildenhöhe bot, 
von überall aus freien Blick haben, so dass die Bewohner sich in der That 
nicht in die Fenster sehen können. 
Bei der Innenanlage sind natürlich englische Einflüsse zu merken. Das 
ist selbstverständlich kein Tadel; es ginge ja gar nicht anders. Die Concen- 
tration des Hauses in der Halle, die Vermeidung der Corridore durch engen 
Anschluss der Zimmer an das Stiegenhaus sind ja weniger künstlerische 
Eigenheiten als nothwendige Resultate des Familienhausprincipes. 
Die Olbrich'schen Häuser haben durchwegs einen Fehler: schlechte 
Stiegen. Das hat seine Erklärung im geringen Ausmasse des zur Verfügung 
stehenden Areales, in dem Wunsche, ein kleines Haus mit grossen Räumen 
zu bauen. Doch ist die Lösung nicht geglückt. Selbst im Olbrich'schen Hause 
sind, die Halle ausgenommen, die Zimmer unsäglich klein. Der Grundriss 
ist natürlich bei den verschiedenen I-Iäusern verschieden. 

	        
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