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Formen hinzustreichen, das Korn des Steinzeugs
gibt eine weiche schmeichelnde Empfindung, einen
Reiz der Empfindung, wie ihn Bronze und Marmor
nie auszuüben vermögen.
Es ist vergebens, dies und die farbigen Reize
beschreiben zu wollen, diese malerisch hingesetzten
Farbenflecke, die feinen Übergänge von einem
Ton in den andern. Und ebenso vergeblich ist es,
das Recept zu einer derartigen Behandlung des
Steinguts geben zu wollen. Um solche Wirkungen
zu erzielen, dazu gehört die Leichtigkeit und
Schnelligkeit der Hand, die Feinheit des Blickes und
der farbigen Empfindung, über die eben nur Carries
verfügte. Darum hat man auch gegenüber jedem
dieser Werke den Eindruck des „bibelot unique",
wie es Graf Montesquiou ausdrückt, des persön-
lichstenErzeugnisses einer Kunst, die niemals das
Gepräge marktgängiger Industrieware annehmen
kann. Unsere Abbildungen können von diesem
Reiz, der zu einem grossen Theil im Material und
in der Farbe besteht, nur einen schwachen Begriff
geben. Aber sie geben einen Begriff von der
starken Phantasie des Künstlers, in der sich
grotesker Humor mit tiefer Innerlichkeit, ja mit
einem gewissen visionären Mysticismus verbinden, weminghausen, Sitzende,
wie er durch Carries' ererbte Anlage, durch die Sßhlßnsenrödrer, Aßvsludiß
Lebensschicksale in seiner frühen Jugend, durch
die Erziehung im Waisenhause wohlerklärlich wird. Sie zeigen weiter
in der vollen Geschlossenheit das Stilgefühl des Künstlers, welcher die
Eigenart der Steinzeugtechnik - das Schwinden im Feuer, die Unmöglichkeit
weit ausladende Theile mit zu brennen - vollständig berücksichtigt und
ausnützt.
Ob der Künstler bei seinem Tode das beglückende Gefühl gehabt hat,
dass sein ehrgeiziger Traum, der Velazquez der Plastik zu werden, in
Erfüllung gegangen sei? Schwerlich. Der Gedanke an sein unvollendetes
Portal, seinen „Kalvarienberg", hat ihn verfolgt bis zuletzt. Aber Carries
hat nicht umsonst gelebt. Er hat sich einen hohen Platz in der französischen
Kunstgeschichte errungen. Mit hoher Begeisterung schliesst Graf de
Montesquiou seinen feinsinnigen Nachruf für Carries in der Gazette des
Beaux Arts 1894 mit denWorten: „Ja, trotz deines allzufrühen erschreckenden
und plötzlichen Dahinscheidens kannst du ruhig schlummern, Jean Carries . . .
die Zukunft ist deiner sicher, wie du ihrer. Ein Platz ist Dir angewiesen in der
Unsterblichkeit, wo Zukunft und Gegenwart in einander fliessen. Da
wirst du die Hand drücken einem Adam Krafft, einem Peter Vischer