555
welchem sich das von Professor Pirchan in Brünn gemalte Bild des Statthalters Grafen
Zierotin befindet, das die Aufmerksamkeit des Kaisers erregte.
Die Holzbehandlung im Spitzefschen Raume fand der Kaiser wirkungsvoll und
wendete auch den daselbst ausgestellten Stickereien der Singer-Manufacturing Cie. sein
Interesse zu. Als eine der gelungensten Leistungen in dieser Ausstellung bezeichnete
der Kaiser das hierauf in Augenschein genommene, für die Londoner Ausstellung
bestimmte Speisezimmer von Portois und Fix. „Mit dieser vorzüglichen Arbeit", meinte
Seine Majestät, nachdem er die Details prüfend besehen hatte, „können wir uns schon
in England sehen lassen!".
Mit lebhaftem Interesse besichtigte Seine Majestät dieAusstellung der FirmaJakob und
Josef Kohn, welche drei Interieurs in gebogenem Holze enthält. Der Aufschwung, den
diese drei Interieurs für die Bugholzmöbelindustrie bedeuten, wurde vom Kaiser mit huld-
vollen Worten anerkannt, die er an den Chef des Hauses richtete.
Hierauf begab sich Seine Majestät in den Barocksaal von Friedrich Otto Schmidt,
denselben eingehend betrachtend. Insbesondere fand der Kaiser die Gesammtwirkung
dieses Saales prunkvoll und harmonisch.
Von den Einzelausstellern, die ihre Objecte auf der Galerie exponirt haben, wurden
Seiner Majestät vorgestellt: Die Tischler Boon, Hrazdil, Kostka, Fiala, Franz Karl,
G. Schum und Rohlitschek, Möbelerzeuger Quittner, ferner der Leiter der k. k. Muster-
werkstätte für Korbflechterei Herr Gustav Funke, die Bildhauer Schwathe und Ofner,
Lederwarenerzeuger Buchwald.
Auch ausserhalb der Interieurs findet sich eine Reihe sehr schöner Objecte. So hat
Sigmund Oppenheim ein Buffet aus Mahagoni ausgestellt, das, an den englischen Stil an-
klingend, durch seine geschmackvolle Zeichnung angenehm auffällt. Ferner zählen die
Gläser von Max R. v. Spaun in Klostermühl und die von E. Bakalowits Söhne zu den vor-
züglichsten der zur Schau gestellten Objecte. Viele von diesen Stücken bezeichnete der
Kaiser als „sehr schön".
Zu den mit Recht viel bewunderten Gegenständen der Ausstellung, die auch der Kaiser
besonderen Lobes würdigte, zählen die in den Interieurs von Julius und Josef Herrmann,
von Joh. Klöpfer u. a. exponirten Kamine und Öfen von L. und C. Hardtmuth. Der Kaiser
bezeichnete gegenüber dem ihm vorgestellten Disponenten der Firma, Herrn Julius Jarsch,
namentlich den Kamin im Interieur der Firma Herrmann als eine sehr gelungene Arbeit.
Die nach den Entwürfen des Museums hergestellten Bauern- und Jagdservice der
Wiener Porzellanmanufactur Josef Böck fand der Monarch besonders hübsch und zweck-
entsprechend und bemerkte dem Chef dieser Firma, Herrn Böck, gegenüber, dass das aus-
gestellte Tafelservice nach den Entwürfen des Professors Hammel ihm ganz ausserordent-
lich gefalle. Auch das Kaffeeservice, welches die Firma nach Entwurf der Moser-Schülerin
Jutta Sikka zur Ausführung brachte, fand den Beifall des Monarchen.
Von den Malerinnen der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums wurden
die Damen Wahrmund und Münster, von den Lehrkräften des Centralspitzencurses
Professor Hrdlitzka, die Leiterin Frau Pleyer, ferner von der Kunststickereischule Frau
Gutmann, Fräulein I. v. Becker und die Leiterin des Stickereiateliers des Wiener Frauen-
erwerbvereines dem Kaiser vorgestellt. Nach Besichtigung der Ausstellungen der
Juweliere, über deren Einzelheiten sich Seine Majestät in anerkennender Weise aussprach,
bemerkte der Kaiser, dass ihm so manch Modernes auf diesem Gebiete zusage. Vorgestellt
wurden die Juweliere Hauptmann, Fischmeister und Hoffstätter, die Silberschmiede
Bannert und Hossfeld.
Der Kaiser betrat hieraufden rechtsseitigen Tract des Museums und besichtigte zuerst
die beiden Interieurs Sigmund Jarays. Den Obmann der Aussteller Architekten L. Müller
befragte der Kaiser über die Betheiligung Österreichs an der Turiner Ausstellung. Auch das
anmuthige Boudoir mit Blumenfenster von F. Schönthaler und Söhne fand das Lob des
Kaisers. In diesem Theile der Ausstellung erregten auch die in den einzelnen Interieurs