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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 1)

 
förmlich beherzigens- 
wert. Ein Lehnstuhl aus 
der Zeit der Grossvater- 
Stühle, mit seinem gan- 
zen sitzgerechten We- 
sen, ist etwas in seiner 
Art Musterhaftes. Man 
beachte alle seine inti- 
men Krümmungen, 
auch im Holzwerk, und 
die Finesse in den Ver- 
hältnissen. Der violette 
Bezugistjedenfallsnicht 
Herrn Biedermaier an- 
zurechnen; er pflegte 
solche schiessende 
Stoffe nicht 'zu verwen- 
den. 
Unter den eigentlich 
modernen Einrichtun- 
gen bildet ein Mahago- 
C. Frömmel, Schreibtisch, Mahagoni, ausgeführt von Carl Franz nLschlafzh-nmer von 
Friedrich Otto Schmidt 
(Entwurf Max Schmidt), was man die äusserste Linke nennen könnte. 
Hier ist mit allem aufgeräumt, was noch an Bauglieder erinnert. Glatte 
Flächen, in welche die matten Goldbronzebeschläge der Ecken so genau 
eingebettet sind, dass die Hand im Darüberfahren nur Ebene fühlt; auch 
die Griffe der Laden eingesenkt; alle Ecken und Kanten abgerundet; 
die absichtlich ausladenden bronzenen Thürangeln das einzige, was quasi- 
ornamental in die Luft ragt. So ein Kasten oder Bett strebt eine 
Handlichkeit an, wie eine juchtene Cigarrentasche mit Silberbeschläge. 
Dieser Empfindung entspricht es auch, wenn sich die Schrankthüren 
immer just mitten im Beschläge öffnen, was bei einem Möbel nicht 
gerade constructiv wirkt. Material und Arbeit freilich sind vollkommen; bei 
solchem Etuistil, wenn er denn schon als möbelmöglich gelten soll, ist dies die 
erste Bedingung. Die nächste ist dann das Vorhandensein jener Gabe der 
Erfindung im Einfachsten, wie sie Japan etwa hat; unauffällig das Einleuch- 
tende zu treffen, praktisch zu überzeugen. Störend sind an Tisch und Stühlen 
die bronzenen Klaueniüsse, die vollständig aus dem System herausfallen. 
Überhaupt ist die Aufstellung und Aufrechterhaltung eines Systems, die 
consequente Durchführung eines möbelfähigen Gedankens die Schwierigkeit, 
an der noch manche unserer Erfinder scheitern. Man beobachtet dies etwa 
an den anerkennenswerten Interieurs des Barons F. von Krauss. So an 
einem Herrenzimmer für Anton Pospischil, wo ein Princip das andere stört,
	        
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