eignet, auszuüben vermögen. Mit dem Bie-
dermeierstil, der in seinen verflachenden
Ausläufern so viel gute Traditionen ver-
nichtet, hört auch der Schlüssel als Kunst-
werk zu existiren auf. Der Weichguss ver-
drängt den Stahl und damit den letzten Rest
künstlerischen Gehaltes von Schlüssel und
Schloss.
Mit der Entwicklung beider und mit
ihrem Verfalle ist aufs Innigste verbunden
das Schlüsselblech oder Schlüsselschild. So-
lange der Schlosskasten nach aussen lag,
bedurfte man keines Schlüsselschildes, auf-
gelegte Verzierungen zur Erleichterung der
Schlüsseleinführung genügten. Die Zurück-
ziehung des Schlosses hinter die Thüre
nöthigte jedoch zur Anbringung eines Orna-
mentes, welches zugleich die Ausstemmung
des Schlüssellochs verdecken und dem
Schlüssel den Weg weisen sollte. Diese
Neuerung tritt mit dem Ausgange der Gothik
auf und sie ersetzt theilweise den Wegfall
des reichen Beschläges, mit welchem die
Gothik ihre Thüren so reich und wuchtig
auszustatten pflegte. Frauberger hat berech-
net, dass bei einer Zimmerthür 1 Quadrat-
centimeter sichtbarer Beschlag in der Gothik
auf 7 Quadratcentimeter Holz, in der Renais-
sance auf 9, im Rococostil auf 240 und in der
Empirezeit auf 800 Quadratcentimeter I-Iolz
entfällt, bei einer Kastenthür ist die Relation
von Gothik, Renaissance und Rococo
72122300.
Die Schüsselschilde, nun aus Bronze,
Kupfer, Messing, sehr frühe aber auch schon
aus Eisen gebildet und darin dann durch
lange Zeit fast ausschliesslich verharrend,
beschränken sich keineswegs lediglich auf
Andeutung des Schlüsselloches durch schma-
len ornamentalen Rahmen, sondern erheben
sich oft zu ansehnlichen Grössenverhältnis-
sen, erhalten reizvollen vielgestaltigen
Schmuck, der aber immer in innigem stilistischem Zusammenhange mit dem
Schlüssel steht, dem er den Weg zum Schlosse zu weisen hat. Die Zierformen
H. Müller. SchnittenBi-onze von]. Kalmär,
Sockel aus der k. k. Fachschule in Hoiiä