Otto Prutscher, Herrenzimmer. Eiche, ausgeführt von julius und Josef Herrmann
denen die nächste Zukunft anzuknüpfen habe. Und all dies wird nicht etwa
in erster Reihe als Stilfrage empfunden, denn man denkt heute weniger
theoretisch als in den letzten Jahrzehnten, sondern als praktisches und tech-
nisches Interesse, als Mittel, um ein erstarrendes Gewerbe wieder schmiegsam
und lebensfähig zu machen. Die letzten Jahre haben in der ganzen Gewerbe-
kunst den Zweck wieder zu Ehren gebracht und den Respect vor dem
Material neu belebt, daraus aber geht eine neue Tüchtigkeit des Hand-
werks hervor, die in Wien längst vergessen war. Gerade in der jetzigen
Winterausstellung ist dieser Fortschritt besonders deutlich zu erkennen, da
diesmal mehr die Ausführer als die Entwerfer im Vordergrunde stehen. Das
geistige Capital, das die letzten Jahre in Wien angehäuft haben, ist so sehr
Gemeingut geworden, der neue Gedankenvorrath so tief in alle Schichten
gedrungen, dass alles wie unwillkürlich aus diesem neuen Zeitgeschmack
heraus schafft. Die Motive und Manieren sind anonym geworden, wie in
allen guten Zeiten des Handwerks, und es hält immer schwerer, die Herkunft
der einzelnen Züge nachzuweisen. Schliesslich wird es vielleicht im kunst-
gewerblichen Sprachgebrauch heissen: „wienerisch", so wie jetzt das Wort
„englisch" einen bestimmten Typus ausdrückt, ohne dass in seiner Allgemein-