au bois dormant" von Perrault, gezeichnet und in Holzschnitt ausgeführt
von Lucien Pissarro. Schon früher (1897) hatte Louis Fairfax Muckley in
seiner Ausgabe von Spensers „Fairie Queene" diese Art der doppelseitigen
Illustration aus den japanischen I-Iolzschnittbüchem übernommen. Und in der
That, wir gewöhnen uns schnell daran und übersehen bald ganz, dass das Bild
in der Mitte unterbrochen ist. Jedenfalls ist diese Art, grössere Bilder in ein
Buch einzufügen, künstlerischer, als wenn man ein Blatt in dem doppelten
Format des Buches hineinsetzt, dessen Mitte entweder beim Binden an der
Bruchstelle in dem inneren Steg verschwindet oder beim Lesen aus dem
Buch heraus aufgeschlagen werden muss. Übrigens kannten ja auch die
alten deutschen Buchdrucker des XV. und XVI. jahrhunderts in ihren
Büchern keine Bilder, die über die Grösse einer Seite hinausgingen. Um
zu Vogelers Buch zurückzukehren, so ist seine Titelzeichnung höchst originell
und von einer wundervollen farbig-decorativen Wirkung; der Künstler ist
hier auch in der Zeichnung kräftiger, als er sonst zu sein pflegt. Der Druck
des dramatischen Gedichtes in Schwarz und Roth mit einer grossen Initiale
am Anfang ist in kräftiger Antiquatype von O. v. Holten zu vornehmer klarer
Wirkung gebracht. Die Namen der sprechenden Personen sind in neuer
origineller Weise durch kleine Füllstücke typographisch hervorgehoben, die
sich doch gut und ruhig in das Satzbild einfügen (Abb. S. 61).
Ausser diesen Werken erschien 189g im „InseP-Verlage ein Gedicht-
büchlein mit dem Titel „Dir". Hier hat Vogeler seine eigenen Gedichte mit
Zeichnungen geschmückt, auch das Vorsatz- und das Umschlagpapier des
Einbandes selbst entworfen. Aber auch der Text der Lieder ist nicht
mit Lettern gedruckt, sondern von dem Dichterillustrator eigenhändig
geschrieben und zusammen mit den Bildern, die den Text einfassen, in Strich-
manier geätzt. Das Buch ist also so persönlich und intim, wie nur denkbar,
es muthet einen wie eine Handschrift mit Handzeichnungen an. Dasselbe
kommt auch bei den englischen Buchkünstlern vor: Lucien Pissarro hat für
die Erzählung „The Queen of the Fishes" (London 1894) die Textschrift
eigenhändig geschrieben und die Bilder gezeichnet und in Holz geschnitten.
Ebenso hat Walter Crane in „The Sirens Three" (London X895) die Verse
gedichtet, den Bildschmuck gezeichnet und in die Zeichnungen den Text
selbst hinein geschrieben, um damit gerade diejenigen decorativen Wir-
kungen zu erzielen, die er beabsichtigte. Text und Schrift sind dann
zusammen in Zink geätzt worden. Man kann sich solche geschriebene und
photomechanisch vervielfältigte Bücher wohl gelegentlich gefallen lassen,
wenn künstlerische Eigenart sich auf diese Weise aussprechen will, aber es
sind dann keine typographischen Bücher mehr.
In dem Vogeler'schen Buche ist die linke Seite nur dann bedruckt, wenn
ein Gedicht noch auf die nächste Seite hinübergreift, sonst sind die linken
Seiten leer geblieben. Zwischen den einzelnen Gedichten stehen Blätter mit
kleinen vignettenartigen Zeichnungen. Auch in den Zeichnungen dieses
Buches ist Vogeler im Landschaftlichen zart und innig, im Figürlichen