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Rudolf Hammel, Herrenzimmer. ausgeführt von Sigmund Deutsch 8; Cie., Brünn (Ausstellung in Turin)
Meisterwerkes zog sich noch durch den ganzen Winter fort, und so barg die „Vereinigung"
ihren Beethoven-Tempel hinter Scheinwänden und veranstaltete einstweilen Stegreif-
ausstellungen. Klingers Werk wird in der ganzen Kunstwelt längst mit Spannung erwartet,
und dass die Beethovenstadt Wien die erste ist, die es zu sehen bekommt, ist eine frohe
Tatsache in unserem Kunstleben. Das Werk übertrifft auch alle Erwartungen. Klinger
hat damit die polychrome Plastik in eine Sphäre erhoben, der sie sich noch niemals
genähert hatte. Er hat ihre dekorativen Mittel mit so hohem Stil angewandt, dass sie
monumental erscheint. Monumentale Stimmungsplastik, das wird wohl ungefähr das
Wesen des ebenso prächtigen als neuen Werkes ausdrücken. Kostbare farbige Materialien
sind in prachtliebenden Zeiten gern an plastische Aufgaben verschwendet worden. jedes
Barock-Jahrhundert hat einen grossen Aufschwung von Giallo, Verde und Rosso antico,
von Mischungen aus schwarzem, weissem und buntem Marmor mit luxuriösen Bronze-
montirungen gesehen. Man denke an die vielen kirchlichen Grabmäler mit knienden
Statuen und goldbetroddelten Marmordraperien. Aber immer war hier der Effekt äusserlich.
Ein rotes Marmorkissen konnte ebensogut grün, und ein schwarzer Sarkophag mit
weissen Hütern ebensogut ein weisser Sarkophag mit schwarzen Hütem sein. Man denke
an jene kolossalen sargtragenden Negersklaven in Venedig, durch deren zerrissene
weisse Kleider überall schwarze Knie und Ellbogen gucken. Ebensogut könnten es weisse
Christensklaven in schwarzen Anzügen sein. Bei Klinger geht das dekorative Mittel voll-
kommen im monumentalen Zweck auf. Klinger ist ein leckerhaft gustierender Marmor-
mensch wie Michelangelo, nur kein so ausschliesslicher; denn er schätzt auch andere