Teile und den roten Ziegeldächern gut ausnimmt. Anklänge an deutsche Spätrenaissance,
jetziger Münchener Observanz, fehlen dabei nicht. Auch unter den nichtgekrönten Entwürfen
linden sich recht interessante. So das für den Kirchenplatz von Pressbaum berechnete
von Hans Mayr; oder das von Plecnik, wo man zum erstenmal das flache Holzzement-
dach im Kirchenbau eingeführt sieht. Weniger glücklich ist die Bewerbung um das
Reliquiar ausgefallen. Es wurde nur ein
Preis zuerkannt, dem Projekte Wy-
trlik-Zelezny. Es ist eine grosse Papst-
büste (Urban 1.), deren Hände sich
über dem Reliquienkästchen schliessen.
Die Behandlung ist nach unserer An-
sicht zu realistisch; ein echter Moder-
ner hätte dafür einen unrnodernen, das
heisst stilistischeren Stil gefunden.
AS SEGANTINI-WERK.
„Giovanni Segantini. Sein Leben
und sein Werk. Herausgegeben vom
k.k. Ministerium für Kultus und Unter-
richt. Text verfasst von Franz Servaes.
Mit 63 Kunstbeilagen. Wien 1902. Ver-
lag von Martin Gerlach und Komp."
Unter diesem Titel liegt nun das mit
Spannung erwartete biographische
Denkmal vor, das die österreichische
Kunstverwaltung dem grossen Künstler
von Arco gesetzt hat' Es ist wie nicht Anna von Froschauer-Dordi, Polster in Samt,
anders zu erwarten war, ein Standard- 3mm; und Säumnalue;
work geworden, das künstlerisch und
technisch dem hohen Niveau unserer Tage entspricht. Man hat ein albumartiges Quer-
forrnat gewählt, das zweispaltigen Druck in grosser Schrift zulässt und den Bilder-
tafeln eine nicht zu starke Verkleinerung zumutet. Die Holzhausedsche Officin hat sich
dabei wieder voll bewährt, aber auch die Anstalten, denen die zum Teil farbige Verviel-
fältigung der Bilder oblag, haben ihr Bestes geleistet. Das Buch ist gewissermassen ein
Denkmal des Dreifarbendruckes in seinem jetzigen Stadium geworden, das freilich noch
nicht das endgiltige ist. Dem Ganzen sieht man auch den Geist Professor Koloman Mosers,
der über der ganzen Arbeit schwebte, deutlich an. Sein Entwurf für den Einband, eine Art
Mosaikiiäche in Weiss und Gold, ist sehr eigenartig und sein Vorsatzpapier zeigt ein
Ornament, das sich mit erstaunlicher Ungezwungenheit aus dem Monogramm Segantinis
entwickelt. Der Text von Dr. Franz Servaes ist eine vollwichtige Arbeit des geschätzten
Wiener Kunstschriftstellers. Er hat mit Fleiss und Umsicht ein weitverstreutes Materiale zu
sammeln gewusst, Segantinis Werke in den Museen aufgesucht, die verschiedenen Stätten
bereist, an denen sich die Schaffensperioden seines Lebens abgespielt haben, namentlich
Mailand mit der Brianza, Savognin, wo er acht Jahre gelebt, und das Hochgebiet von
Maloja, wo er seit x894 gearbeitet. Im Verkehr mit der Familie und den Mailänder
Freunden des Künstlers, namentlich den Brüdern Grubicy, dem Kunsthändler und dem
Maler Vittore, den er so prächtig abkonterfeit hat (Leipziger Museum), öffneten sich
ihm reiche Quellen der Information, namentlich auch ein Schatz schriftlicher Äusserungen
Segantinis. Seine Autobiographie, seine gelegentlichen Aufsätze über Kunst, so die ein-
gehende Äusserung bei der Umfrage wegen der Tolstofschen Kunstbücher, dann die
zahlreichen, nach Ton und Inhalt so gehaltvollen Briefe an die Freunde, sind so merk-
würdige literarische Denkmäler, dass sie jedenfalls als Sammlung gedruckt werden sollten.
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