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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 4)

Studienarbeit aus den Fachkursen für Lehrkräfte an staatlichen kunstgewerblichen 
Unterrichtsanstalten in Salzburg dar; weitere Blätter ähnlicher Art werden nach Mass- 
gabe der Fertigstellung folgen. 
Es dürüe nicht ohne Interesse sein, an dieser Stelle die wichtige Institution der 
Fachkurse zu erörtern. Dieselben bezwecken die Fortbildung des Lehrpersonals der dem 
k. k. Ministerium für Kultus und 
Unterricht unterstehenden 
Lehranstalten kunstgewerbli- 
cher Richtung. 
Die mächtige Bewegung, 
welche seit geraumer Zeit in 
den bildenden Künsten und im 
Kunstgewerbe zu verzeichnen 
ist, konnte natürlich nicht ohne 
gewaltige Rückwirkung auf die 
bis dahin geübten Methoden 
des Zeichen- und Modellier- 
unterrichtes im allgemeinen, 
speziell aber jener an Lehran- 
stalten kunstgewerblicher Rich- 
tung bleiben; man war hier zu 
einem unerfreulichen, bloss das 
KopierenundKompilierenüber- 
lieferter Kunstformen pflegen- 
den Schematismus gelangt, der 
für die Dauer weder Lehrer 
noch Schüler zu befriedigen 
vermochte. Mit elementarer 
Gewalt brach sich die Über- 
Franziska Hofrnanninger, Taschentuch, Klöppelspitze, Zeugung Bahn: dass mit dem 
ausgeführt vom k. k. Zentral-Spitzenkurs bisherigen System gebrochen 
werden müsse und dass es not- 
wendig sei, durch Rückkehr zur Natur, durch intensives Studium derselben den künstleri- 
schen Geschmack und das künstlerische Empfinden zu heben, den Schüler zur Selbst- 
tätigkeit anzuregen und ihn anzuleiten, seine Gedanken und Gefühle mit eigenen Formen 
auszudrücken, mit einem Wort, dass eine radikale Reform des in Rede stehenden Unter- 
richtes nicht mehr aufgeschoben werden könne. 
Während jedoch derzeit fast überall noch ein literarischer Kampf über die künftige 
Gestaltung des Zeichenunterrichtes tobt (es liegen uns nicht weniger als 42 Broschüren im 
Gegenstande vor) und der Ruf nach Reformen immer lauter ertönt, ohne dass es bis jetzt 
zu einer durchgreifenden allgemeinen Änderung gekommen wäre, hat die österreichische 
Unterrichtsverwaltung, angeregt durch die im Österreichischen Museum für Kunst und 
Industrie im Jänner 189g stattgehabte Ausstellung von Zeichnungen englischer Kunst- 
gewerbeschulen, betreffs des Zeichnens, Malens und Modellierens an den staatlichen 
kunstgewerblichen Lehranstalten, die nachstehend verzeichneten einschneidenden Mass- 
nahmen getroffen, die jedoch merkwürdigerweise weder von der Fachliteratur des Aus- 
landes noch von jener des Inlandes sonderlich beachtet worden sind. Mit dem Erlasse 
des Ministers für Kultus und Unterricht vom 13. Juni 1899 sind die Lehranstalten kunst- 
gewerblicher Richtung angewiesen worden, das Zeichnen, Malen und Modellieren nach 
Naturformen möglichst frühzeitig zu üben, sowie das damit in Verbindung zu bringende 
Stilisieren von Pfianzen- und Tierformen, das Entwerfen von Gebrauchsobjekten aus 
der Berufsart der Schüler einzuführen und diesen Übungen besondere Beachtung zuzu- 

	        
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