Studienarbeit aus den Fachkursen für Lehrkräfte an staatlichen kunstgewerblichen
Unterrichtsanstalten in Salzburg dar; weitere Blätter ähnlicher Art werden nach Mass-
gabe der Fertigstellung folgen.
Es dürüe nicht ohne Interesse sein, an dieser Stelle die wichtige Institution der
Fachkurse zu erörtern. Dieselben bezwecken die Fortbildung des Lehrpersonals der dem
k. k. Ministerium für Kultus und
Unterricht unterstehenden
Lehranstalten kunstgewerbli-
cher Richtung.
Die mächtige Bewegung,
welche seit geraumer Zeit in
den bildenden Künsten und im
Kunstgewerbe zu verzeichnen
ist, konnte natürlich nicht ohne
gewaltige Rückwirkung auf die
bis dahin geübten Methoden
des Zeichen- und Modellier-
unterrichtes im allgemeinen,
speziell aber jener an Lehran-
stalten kunstgewerblicher Rich-
tung bleiben; man war hier zu
einem unerfreulichen, bloss das
KopierenundKompilierenüber-
lieferter Kunstformen pflegen-
den Schematismus gelangt, der
für die Dauer weder Lehrer
noch Schüler zu befriedigen
vermochte. Mit elementarer
Gewalt brach sich die Über-
Franziska Hofrnanninger, Taschentuch, Klöppelspitze, Zeugung Bahn: dass mit dem
ausgeführt vom k. k. Zentral-Spitzenkurs bisherigen System gebrochen
werden müsse und dass es not-
wendig sei, durch Rückkehr zur Natur, durch intensives Studium derselben den künstleri-
schen Geschmack und das künstlerische Empfinden zu heben, den Schüler zur Selbst-
tätigkeit anzuregen und ihn anzuleiten, seine Gedanken und Gefühle mit eigenen Formen
auszudrücken, mit einem Wort, dass eine radikale Reform des in Rede stehenden Unter-
richtes nicht mehr aufgeschoben werden könne.
Während jedoch derzeit fast überall noch ein literarischer Kampf über die künftige
Gestaltung des Zeichenunterrichtes tobt (es liegen uns nicht weniger als 42 Broschüren im
Gegenstande vor) und der Ruf nach Reformen immer lauter ertönt, ohne dass es bis jetzt
zu einer durchgreifenden allgemeinen Änderung gekommen wäre, hat die österreichische
Unterrichtsverwaltung, angeregt durch die im Österreichischen Museum für Kunst und
Industrie im Jänner 189g stattgehabte Ausstellung von Zeichnungen englischer Kunst-
gewerbeschulen, betreffs des Zeichnens, Malens und Modellierens an den staatlichen
kunstgewerblichen Lehranstalten, die nachstehend verzeichneten einschneidenden Mass-
nahmen getroffen, die jedoch merkwürdigerweise weder von der Fachliteratur des Aus-
landes noch von jener des Inlandes sonderlich beachtet worden sind. Mit dem Erlasse
des Ministers für Kultus und Unterricht vom 13. Juni 1899 sind die Lehranstalten kunst-
gewerblicher Richtung angewiesen worden, das Zeichnen, Malen und Modellieren nach
Naturformen möglichst frühzeitig zu üben, sowie das damit in Verbindung zu bringende
Stilisieren von Pfianzen- und Tierformen, das Entwerfen von Gebrauchsobjekten aus
der Berufsart der Schüler einzuführen und diesen Übungen besondere Beachtung zuzu-