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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 4)

Art war bisher noch völlig unbekannt und ihr Auftreten wird um so interessanter, als sie in 
bedeutender Weise uns die Technik des blühendsten Zweiges griechischen Kunstgewerbes 
beleuchtet. 
Das betreffende Gefäss ist attischen Ursprungs und gehört der Zeit der letzten jahr- 
zehnte des V. Jahrhunderts vor Christi an. Als sein Maler galt bisher Enthymides, doch 
bringen einzelne technische Eigentürnlichkeiten 
der Malereien diese Annahme ins Schwanken. 
Jener Bildabdruck, der hier in einer Skizze 
beigegeben ist, befindet sich ausserhalb des Vasen- 
bildes in dem schwarzen Firnisgrund und wirkt wie 
ein zart angehauchtes photographisches Negativ. 
Die Entstehung des Abdruckes ging im Brennofen 
vor sich, indem die Vase zum Teil auf der Malerei 
einer anderen Vase auflag und überdies von der ent- 
gegengesetzten Seite während des Brandes einem 
ziemlich heftigen Drucke durch den Körper einer 
dritten Vase ausgesetzt war, einem Drucke, der 
sich auf unserer Vase durch eine starke mulden- 
förmige Einquetschung zu erkennen gibt. Während 
des Brennens färbte nun der Fimis an der Berüh- 
Bildabdruck auf der Pelik: Nr. 333 der rungsstelle mit der anderen Vase ab, und zwar ver- 
Sammlung des ÖS'""iChiSCh"'M'-'S'"'"S schieden ä je nach dem roten oder schwarzen 
Ton der aufliegenden Bildfläche; dazu liessen noch 
die hochaufgetragenen Konturen jenes Bildes entweder scharfe Eindrücke zurück oder 
sie blieben auch teilweise an unserem Gefäss haften. 
Aus dem Ganzen ergibt sich die absolute Gewissheit, dass erstens die griechischen 
Vasen nicht einzeln, sondern in Mengen gebrannt wurden, zweitens dass sie in noch 
feuchtem Zustande bemalt und ebenso auch in den Brennofen eingesetzt wurden. Da nun 
aber der Ton bald der Trockenheit anheim fällt und dann zerbröckelt, müssen die einzelnen 
Vasenbilder in nur wenigen Stunden entstanden, das heisst, mit geradezu erstaun- 
licher Raschheit gemalt worden sein. 
Auf Grund einer ähnlichen Tatsache (Abdruck von ein paar Spirallinien), die ich in 
der Münchener Sammlung wahrnahm, stellte ich die Vermutung auf, dass die Gefässe wie 
in der hier beigegebenen Skizze, im Brennofen aufeinander lagen. Die Vase des Öster- 
reichischen Museums bestätigt diese Vermutung in glänzender und unwiderleglicher 
Weise. Karl Reichhold 
  
ÜDERNE GLÄSER. Das nordböhmische Gewerbemuseurn in Reichenberg 
bildet naturgernäss den kunstwissenschaftlichen Stützpunkt der böhmischen Glas- 
industrie und sein Direktor Dr. Gustav E. Pazaurek stand somit in erster Linie, wenn 
es galt, für Sponsels Monographien des Kunstgewerbes das moderne Glas zu bearbeitenf 
Das interessante Thema konnte in sehr verschiedener Weise durchgeführt werden. Man 
konnte den Stoff nach Ländern scheiden und innerhalb dieser geographischen Anordnung 
die führenden Meister und wichtigsten Gattungen durchnehmen; man konnte mit Rücksicht 
auf den internationalen Zug, der die gegenwärtige Produktionsweise beherrscht und dahin 
führt, dass jedes gewinnbringende Genre alsbald fast allerwärts imitiert wird, bloss nach 
führenden Typen vorgehen und diese ihrem Wesen nach technisch und künstlerisch 
analysieren, man konnte ferner die Technik, die gerade beim Glase von ausschlaggebender 
Bedeutung für die künstlerische Durchführung ist, zum Stützpunkte Für die Gruppierung des 
' Dr. G. Pazaurek, Moderne Gläser. Mit 4 farbigen Beilagen und 14g Abbildungen. L. Sponsel. Monv- 
graphien des Kunstgewerbes. Gr. B". VI, x33 S. Leipzig, H. Seemann Nachf. xgoz.
	        
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