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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 5)

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ferner die Ehrung Da- 
vidslinks, die des Elisae- 
us rechts. Die Bilder 
sind rnit der Feder ge- 
zeichnet; auf den ersten 
I0 Seiten der Hand- 
schrift erscheint zu- 
meist dünn aufgetra- 
gene, manchmal aber 
auch ziemlich kräftig 
angelegte Kolorierung; 
die Lichter werden aus- 
gespart. Die schlanke, 
auch überschlanke Dar- 
stellung des Körpers 
entspricht dem Schön- 
heitsideale der Zeit. Das 
Streben nach individua- 
lisierender Gestaltung 
der Köpfe ist von glück- 
licherem Erfolge beglei- 
tet. In dieser Hand- 
schrift der Armenbibel 
haben wir das Glied 
einer Kette vor uns, das 
sich an manche Vor- 
Schriften über Musik (cod. 5x) gänger früherer Jahr_ 
hunderte anschliesst, 
dem sich noch eine stattlicheAnzahl ebensolcherGlieder anreihen sollte; man 
weiss ja, welche Rolle die Armenbibeln in der Geschichte der Blockbücher 
spielen. 
Während die kirchliche Kunst sich in der angedeuteten Weise auf reiche 
Tradition stützen konnte, war die Profankunst auf frei schaffende Phantasie 
angewiesen. Ein Blatt aus einer gräflich Zimmerdschen Handschrift (cod. 
2914), Wolframs Parzival enthaltend, mit der Darstellung: „Wie frouwe 
herczeloide irren sun parcifalen in einem walde zoch" dient als Beleg dieser 
mehr handwerksmässig in grösseren Schreiberwerkstätten geübten Illustra- 
tionskunst. Auch abgesehen von gewissen Einzelheiten, zum Beispiel den 
übergrossen Köpfen und starren Kugelaugen, zeugt die Auffassung der ganzen 
Szenerie von unverkennbarer Naivität. 
Neben dem eben erwähnten und ähnlichen Manuskripten aus dem letzten 
Jahrhundert des Mittelalters besitzt aber die Hofbibliothek auch aus den 
zentraleuropäischen Schreibschulen Bilderhandschriften, die zu dem 
Köstlichsten gehören, was die Miniaturmalerei überhaupt aufzuweisen hat.
	        
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