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An erster Stelle ist
hier das für Erzher-
zog Albrecht III. von
Österreich (T 1395)
von Johann von
Troppau, Canonicus
in Brünn, ausgeführ-
te und im Jahre 1368
vollendete Evange-
liar (cod. X182) zu
nennen. Einer der
berufensten reichs-
deutschen Kunsthistoriker nennt diese Handschrift „in kalligraphischer und
künstlerischer Ausstattung die glänzendste Leistung der Zeit auf deutschem
Boden". Man darf sich freuen, dass diese für einen österreichischen
Erzherzog, von einem österreichischen Meister ausgeführte Arbeit sich heute
noch in völlig tadellosem Zustande und an der würdigsten Aufbewahrungs-
stätte erhalten hat. Den I-Iauptschmuck dieses von Anfang bis zu Ende fast
ganz in Goldschrift geschriebenen Manuskriptes bilden die zahlreichen Initial-
miniaturen mit Szenen aus den Evangelien. Sowohl die Umrahmung der
mächtigen blattfüllenden Initialbuchstaben, wie auch die kleinen figürlichen
Darstellungen im Buchstabenkörper verraten den gestaltungskräftigen
Künstler. Die Verhältnisse der menschlichen Gestalt sind gut beobachtet;
der würdigen Darstellung der Männerköpfe entspricht liebevolles Eingehen
auf das Charakteristische des weiblichen Antlitzes. In den erzählten Szenen
pulsiert bewegtes Leben, wie aus dem reproduzierten Bilde (Kampf der
Menschen mit den Tieren) hervorgeht.
Diesem Kleinode an künstlerischer Ausführung ebenbürtig ist das
Exemplar der deutschen Übersetzung des von Wilhelm Duranti verfassten
Rationale divinorum ofliciorum (cod. 2765), das gleichfalls im Auftrage
Herzog Albrecht III. begonnen, aber erst nach seinem Tode, wahrscheinlich
Psalter (cod. xxon)