nach dem heutigen Stand-
punkt ästhetischer Beur-
teilung - nur zum Teil
in den selbständigen figür-
lichen Darstellungen, die
sich zwar durch überaus
anmutige Formen und
reiche, ungezwungene Be-
wegung auszeichnen, je-
doch in der perspectivi-
schen Behandlung mangel-
haft und in den hie und da
gemachten Zugeständ-
nissen an die landschaftliche
Szenerie unzureichend sind.
Ihre ganz eminente Bedeu-
tung beruht auf der Orna-
mentierung, die durchwegs
ein scharf ausgebildetes
Gepräge aufweist. Am häu-
figsten finden wir mächtige,
über den ganzen Rand der
Folioblätter in leuchtenden
Farben ausgebreitete Ran-
ken, Akanthus und Schling-
pflanzen in mehr oder min-
der strenger Stilisierung, hie
und da auch Palmenmotive in derselben breiten Ausführung. Die gleich-
zeitige französische Kunst zeigt, wie wir noch sehen werden, ein zart gehal-
tenes Dornblattmotiv, ist also nicht in dieser Richtung, wohl aber auf anderen
Gebieten, so insbesondere in den aneinander gereihten Medaillons auf die
böhmische Kunst von Einfluss gewesen. Eine Nachbildung derartiger franzö-
sischer Muster findet sich sowohl zu Beginn der Wiener Wenzelsbibel
wie auch in der lateinischen Bibel des Museums zu Antwerpen; eine weitere
prachtvolle Probe bietet das aus der tschechischen Taboritenbibel (in Ostro-
meö x43z-1435 von Jan aus Prag gemalt und geschrieben, cod. 1175)
reproduzierte erste Blatt.
Den originellsten Schmuck erhält das Ornament der Wenzelhand-
schriften durch höchst merkwürdige und reizend anmutende Darstellun-
gen, die in ständigem Wechsel Szenen aus dem intimen Leben des Königs
vorführen, - das sich, wie wir auch bei ganz unbefangenem Prüfen der Über-
lieferung glauben müssen, so bewegt gestaltete, wie die politische Tätigkeit
des leidenschaftlich veranlagten und gewiss nicht charakterfesten Herrschers
- Szenen, die ihrerseits durch satirische und humoristische Embleme und
Elementarlehrbuch Maximilians (I.) (cod. 2368)