Bilder der Vorfahren Kaiser Karl IV. (cod. 8330)
pracht dieses Manuskripts eine Vorstellung zu machen, ohne es gesehen zu
haben. Es ist als die reichste Frucht seiner (Hoefnagels) vielseitigen Bildung
anzusehen. Mit der Kenntnis des ganzen christlichen Bilderkreises, mit
seinen zahlreichen, vorbildlichen Darstellungen hatte er sich auch die
der antiken Weltbildung angeeignet und in der Miniaturrnalerei die Eigen-
tümlichkeiten der niederländischen, deutschen, französischen Schule einem
genauen Studium unterworfen. Seine Kunst hat daher vorzugsweise einen
eklektischen Charakter."
Wenn wir das Missale, das in der k. k. Hofbibliothek aufbewahrte
Hauptwerk dieses 1542 zu Antwerpen geborenen, durch seine Reisen in
Italien, Frankreich und Spanien vielfach angeregten Meisters gerade hier
erwähnen, so geschieht dies, um auf ein in seinem Motivenschatze noch
lange nicht genügend ausgenütztes Miniaturenwerk, eine der vollendetsten
unter den Bilderhandschriften des XVI. Jahrhunderts, von denen wir ja eben
sprachen, hinzuweisen, ferner auch aus dem Grunde, weil Georg I-Ioefnagel,
„jener kunstreiche und hochbegabte Mann", dessen Miniaturen, wie Chmelarz
hervorhebt, „durch sein fast geniales Talent und seine Ausdauer diesseits
der Alpen zur Kulmination, ja zum abschliessenden Denkmale dieser Kunst-
übung im XVI. Jahrhundert wurden", lange Jahre in Diensten des Erzherzogs
Ferdinand von Tirol stand, später Hofmaler des Kaisers Rudolf II. wurde
und 1600 in Wien gestorben ist.