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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 5)

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ist nicht dies der Weg, auf dem er 
sich zu selbständig freiem Schaffen 
emporringen wird. Die Gebilde eines 
Vallgreen und Carabin liegen zu weit 
abseits von der Natur, um einen 
Künstler günstig zu beeinflussen, 
dessen Vorzug im offenen Blicke für 
Feinheiten der natürlichen Er- 
scheinung besteht. S0 ist denn auch 
sein ganz modern gehaltener Ent- 
Wurf für einen Mozart-Brunnen trotz 
einer anerkennenswerten Weichheit 
und Noblesse der Linienführung 
nicht aus jener Einheitlichkeit künst- 
lerischen Empfindens hervorge- 
gangen, die in sich selbst die Gesetze 
ihres Daseins trägt. Ein merklicher 
Mangel an Überzeugung tritt viel- 
mehr überall hervor, wo Schwathe modern sein will. Man hört die 
Botschaft, aber es fehlt der Glaube. Seinem eigentlichen Empfinden nach 
wurzelt er in altem Boden. Und dieser alte Boden ist noch reich genug, 
um Kunstsegen zu spenden ohne Unterlass. Es gilt nur den Mut der 
Überzeugung. Schwathe hat in Wien selbst ein leuchtendes Beispiel, es ist 
Victor Tilgner. Je höher man ihn emporzuschrauben suchte, desto klarer 
zeigten sich die Grenzen im Können dieses Meisters. je mehr er dagegen 
sich selbst überlassen blieb und still seinen Arbeiten oblag, desto reicher 
entwickelte sich sein Talent, das darin bestand, den menschlichen Zügen 
seine Rätsel abzufragen und sie zu lösen, mit einer Sicherheit, Frische und 
Unmittelbarkeit, die immer neues Entzücken hervorrief. 
 
Hans Schwalbe, Relief, Porträtstudie 
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN SIP VON 
LUDWIG HEVESI-WIEN Sie 
RTARIA-TIEPOLO. Auf der Michaelerseite des Kohlmarktes erhebt sich jetzt 
ein hochmoderner Neubau, der viel Stehenbleiben der Vorübergehenden verursacht. 
Es ist das neue Haus der ehrwürdigen Kunsttirma Artaria und Co. In der Hauptsache ein 
Geschäftshaus, wenn auch nach obenhin zum Wohnen eingerichtet; jedenfalls ein auf- 
richtiges Kind seiner Zeit, das sich für nichts Älteres und Höheres auszugeben gedenkt. 
Schon darum sticht es nicht wenig von den neuen Privatbauten dieser Gegend ab. Fast 
findet man eine symbolische Geberde darin, dass es auch aus der alten Baulinie weit 
zurücktritt, um in die neue, zukünftige einzurücken. Die Facade löst sich dadurch von den 
landläufigen Gepüogenheiten der Bauenden. Aber sie hat ihre eigene, unabweisliche Logik. 
Die Grundsätze der Zweckmässigkeit und Echtheit sind hier Fleisch und Bein, das heisst 
Marmor und Eisen geworden. Der Architekt ist Max Fabiani („Doktor der Technik", wie 
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