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Roman "Crzur d'amour äpris" (cod. 1597]
Lichtkegel zunächst die Gestalt Desirs voll hervortritt; in einer etwas
abgeschwächten Beleuchtung erscheint Amour, das Haupt des Königs,
sowie die ihn einhüllende Decke. Dieser Lichteffekt kommt auf unserer
Reproduktion besser zur Geltung, als auf der bisher gebotenen (Jahrbuch
der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Band XI,
Tafel n). Das Nämliche gilt von anderen Einzelheiten der Darstellung, auf
die hier zum erstenmal hingewiesen wird. Den Boden bedeckt, wie man
deutlich sieht, eine in Zopfgeflecht ausgeführte Sämani-Matte orientalischen
Ursprungs (die bedeutendsten Erzeugungsstätten dieser Geflechte befanden
sich gegen Ende des Mittelalters in Cairo). Sowohl vor dem Bette des Königs,
wie vor dem rechts sichtbaren Ruhebette liegen Fussteppiche; es sind, wie
man auf unserer Reproduktion deutlich sieht, persische Teppiche,_wie sie
in gleicher Feinheit und Genauigkeit der Darstellung wohl schwer in mittel-
alterlichen Miniaturhandschriften zu finden sein dürften.
Auf der Bordüre des links angebrachten Teppiches hat Hofrat
Karabacek das Vorhandensein arabischer Schriftzeichen konstatiertfk noch
interessanter ist die Entdeckung, die er bei genauer Prüfung der an dem
Rocke Amours angebrachten Bordüren machte. Dort sind mit fast photo-
graphischer Treue die in Goldstickerei hergestellten Schriftzüge der Bordüre
des Kleidungsstückeswiedergegeben, dessen Original sich zweifellos imBesitze
"f Die Form der Buchstaben kommt schon im XI. und XII. jahrhundert vor, die bezügliche Ornamen-
tation hat sich aber mit erstaunlicher Stabilitätjahrhunderte hindurch, bisin die neueste Zeit. in der persischen
Teppichmanufaktur erhalten.