die Wiener und die Mailänder Handschrift derselben (Florentiner) Schule
an, wie das Manuskript der Pariser Nationalbibliothek mit den Trionfi des
Petrarca, das von A. Sinibaldi in den Jahren 1445 bis 1446 geschrieben wurde."
Zu den Werken mit durchlaufender bildlicher Interpretation des Textes
leitet eine Handschrift mit den Reden Ciceros (cod. 4) hinüber, die ausser
dem eigentlichen, reich illustrierten Titelbild eine grosse Anzahl von Zier-
leisten, elegant ausgeführte Vignetten und dergleichen enthält. Der
charakteristischeste Schmuck dieses Codex wird hier in einer Reproduktion
vorgelegt, die leider die eigenartige Technik der Darstellung nicht erkennen
lässt. Die Reiterstatue des mit Helm, Harnisch und Schwert bewehrten
Königs Ferdinand I. von Aragon und Neapel ist ganz in Gold auf violett
gefärbtem Pergament ausgeführt, und der dunkle Grund in den Schatten
geschickt verwertet." Unter dem Bilde liest man in Kapitalbuchstaben
folgende Legende: „Ferdinando Aragonio i Regi Italico pacis et f miliciae
ductori sem per invicto aeterno musarum splendori un i ico justitiae cul-
tori principi optumo Cynicu escripsit."
Der Schreiber, der sich hier nennt, (Johannes Marcus) Cynicus, hat also
sein prächtiges Werk für die berühmte Bibliothek der aragonesischen Könige
zu Neapel ausgeführt. Betrachtet man das heute in der Hofbibliothek auf-
bewahrte Exemplar, so hält es schwer, sich nicht die Schicksale jener
herrlichen Sammlung vor Augen zu halten, die jetzt an so vielen Stätten
verstreut ist, und im Laufe der Jahrhunderte reiche künstlerische Anregung
_ man erinnere sich zum Beispiel an das früher über die Amboise-I-Iand-
Schriften Gesagte - gegeben hat.""""
Noch mächtiger werden welt- und kulturhistorische Erinnerungen
lebendig, wenn man sich in das Studium zweier griechischer, mit Bildern
italienischer Meister geschmückter Handschriften vertieft, denen wir jetzt
unsere Aufmerksamkeit zuwenden wollen, einer Sammlung der kleineren
Schriften desAristoteles und derNikomachischenEthik desselbenPhilosophen.
(Phil. graec. 2 und Phil. graec. 4.)
Manuskripte der Werke des griechischen Philosophen, mit reichstem
bildnerischen Kommentar italienischer Miniaturisten! Unwillkürlich erinnert
man sich der Zeit, da die Kenntnis des Griechischen in Italien fast geschwunden
war, und Petrarca Mühe hatte, sich einen Lehrer dieser klassischen Sprache
"' Essling-Miintz, a. a. 0., S. 16x Anm. und Mazzatinti, Manoscritti italiani nelle Biblioteche di Francia,
Roma, I. (rSBG) x08.
"i In ähnlicherWeise sind auch der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Handschrift der Mailänder Am-
brosiana A 243 inf., Cäsars Kommentare über den gallischen Krieg enthaltend, zwei Purpurhlätter vorgesetzt.
deren zweites eine ungemein feine Goldfederzeichnung aufweist: im Vordergrunde ein kugelgekrönter Obelisk,
rückwärts eine von zwei Adlern llankierte Inschrift mit dem Titel, unter derselben eine römische Kampfscene.
Für die Abbildung des Königs zu Pferde bildet unter anderem der Codex der Trivulziana N. 2:58 ein Analogon,
wo ein Trivulzio (Magno) zu Pferde, den Kommandostah in der Hand haltend. abgebildet ist.
"n Mazzatinti bietet in seinemWerke: La biblioteca dei re d'Aragona in Napoli ausser derGeschichte dieser
Sammlung eine detaillierte Übersicht ihrer in Paris, Valencia und Wien aufbewahrten Überreste und bespricht
(S. x85) auch unsere Wiener Handschrift. Fast ganz übersehen wurden jedoch die zum Teil prachtvoll ausge-
statteten Handschriften der aragonesischen Bibliothek, die in den Eskorial kamen. Einedemnächst erscheinende
Publikation des Schreibers dieser Zeilen wird hierüber berichten.