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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 8 und 9)

die Wiener und die Mailänder Handschrift derselben (Florentiner) Schule 
an, wie das Manuskript der Pariser Nationalbibliothek mit den Trionfi des 
Petrarca, das von A. Sinibaldi in den Jahren 1445 bis 1446 geschrieben wurde." 
Zu den Werken mit durchlaufender bildlicher Interpretation des Textes 
leitet eine Handschrift mit den Reden Ciceros (cod. 4) hinüber, die ausser 
dem eigentlichen, reich illustrierten Titelbild eine grosse Anzahl von Zier- 
leisten, elegant ausgeführte Vignetten und dergleichen enthält. Der 
charakteristischeste Schmuck dieses Codex wird hier in einer Reproduktion 
vorgelegt, die leider die eigenartige Technik der Darstellung nicht erkennen 
lässt. Die Reiterstatue des mit Helm, Harnisch und Schwert bewehrten 
Königs Ferdinand I. von Aragon und Neapel ist ganz in Gold auf violett 
gefärbtem Pergament ausgeführt, und der dunkle Grund in den Schatten 
geschickt verwertet." Unter dem Bilde liest man in Kapitalbuchstaben 
folgende Legende: „Ferdinando Aragonio i Regi Italico pacis et f miliciae 
ductori sem per invicto aeterno  musarum splendori un i ico justitiae cul- 
tori principi optumo Cynicu escripsit." 
Der Schreiber, der sich hier nennt, (Johannes Marcus) Cynicus, hat also 
sein prächtiges Werk für die berühmte Bibliothek der aragonesischen Könige 
zu Neapel ausgeführt. Betrachtet man das heute in der Hofbibliothek auf- 
bewahrte Exemplar, so hält es schwer, sich nicht die Schicksale jener 
herrlichen Sammlung vor Augen zu halten, die jetzt an so vielen Stätten 
verstreut ist, und im Laufe der Jahrhunderte reiche künstlerische Anregung 
_ man erinnere sich zum Beispiel an das früher über die Amboise-I-Iand- 
Schriften Gesagte - gegeben hat."""" 
Noch mächtiger werden welt- und kulturhistorische Erinnerungen 
lebendig, wenn man sich in das Studium zweier griechischer, mit Bildern 
italienischer Meister geschmückter Handschriften vertieft, denen wir jetzt 
unsere Aufmerksamkeit zuwenden wollen, einer Sammlung der kleineren 
Schriften desAristoteles und derNikomachischenEthik desselbenPhilosophen. 
(Phil. graec. 2 und Phil. graec. 4.) 
Manuskripte der Werke des griechischen Philosophen, mit reichstem 
bildnerischen Kommentar italienischer Miniaturisten! Unwillkürlich erinnert 
man sich der Zeit, da die Kenntnis des Griechischen in Italien fast geschwunden 
war, und Petrarca Mühe hatte, sich einen Lehrer dieser klassischen Sprache 
"' Essling-Miintz, a. a. 0., S. 16x Anm. und Mazzatinti, Manoscritti italiani nelle Biblioteche di Francia, 
Roma, I. (rSBG) x08. 
"i In ähnlicherWeise sind auch der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Handschrift der Mailänder Am- 
brosiana A 243 inf., Cäsars Kommentare über den gallischen Krieg enthaltend, zwei Purpurhlätter vorgesetzt. 
deren zweites eine ungemein feine Goldfederzeichnung aufweist: im Vordergrunde ein kugelgekrönter Obelisk, 
rückwärts eine von zwei Adlern llankierte Inschrift mit dem Titel, unter derselben eine römische Kampfscene. 
Für die Abbildung des Königs zu Pferde bildet unter anderem der Codex der Trivulziana N. 2:58 ein Analogon, 
wo ein Trivulzio (Magno) zu Pferde, den Kommandostah in der Hand haltend. abgebildet ist. 
"n Mazzatinti bietet in seinemWerke: La biblioteca dei re d'Aragona in Napoli ausser derGeschichte dieser 
Sammlung eine detaillierte Übersicht ihrer in Paris, Valencia und Wien aufbewahrten Überreste und bespricht 
(S. x85) auch unsere Wiener Handschrift. Fast ganz übersehen wurden jedoch die zum Teil prachtvoll ausge- 
statteten Handschriften der aragonesischen Bibliothek, die in den Eskorial kamen. Einedemnächst erscheinende 
Publikation des Schreibers dieser Zeilen wird hierüber berichten.
	        
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