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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 10)

schwacher Vorurteile sah ein, gerade wie jene, welche für die Befreiung der Negersklaven 
wirkten, dass Erziehung zum Genuss der Freiheit nötig ist, und dadurch, dass er mit der 
Erziehung in der Kinderstube begann, ging er der Sache auf den Grund und gewann die 
Liebe der Eltern durch die Herzen der Kinder. Es ist kaum zu viel gesagt, wenn man 
behauptet, dass die Bilderbücher Walter Cranes auf dem Kontinent und speziell in Deutsch- 
land ebensoviel Einfiuss ausübten als in Gross-Britannien und Amerika. Morris und Bume- 
Jones werden bewundert und verehrt; der Akademiker der Kinderstube wird geliebt. 
Es ist schade, dass es einem so ungewöhnlich begabten und so vielseitigen Manne 
nicht ganz gelungen ist, die Grenzen seines eigenen Könnens einzusehen. Ein famoser 
Zeichner, ein Meister der Komposition, ein bewundernswerter Kolorist, so lange sein Werk 
rein dekorativ ist, gelingt es ihm doch nicht, sich zur höchsten Trefflichkeit in seinen 
unabhängigen Bildern zu schwingen. Mit wenig Ausnahmen, wie z. B. das in der Akademie 
von 1862 ausgestellte Bild „The Lady of Shalot", sind seine Gemälde verhältnismässig 
uninteressant. Es fehlt ihnen jene Spur von Inspiration, welche den Hauptreiz der idealen 
Schöpfungen solcher Männer wie Israels, Millet, Mauve oder Mesdag bildet. Und zwar 
ist dies nicht so sehr die Folge eines Mangels an Einbildungskraft, denn diese ist eine von 
Walter Cranes Haupteigenschaften, als eines Versuches, die Grenzen der Malkunst zu 
überschreiten und auf den Verstand eher als auf die Emotionen zu wirken. Er will die 
Malerei nicht als Erregerin physischenVergnügens, sondern als Moral-Lehrerin verwenden. 
Alles dieses tut jedoch seinem Anspruch auf den Namen eines grossen Meisters keinen 
Abbruch; seine wenigen Misserfolge werden vergessen werden; seine vielen Erfolge 
werden stets in Erinnerung bleiben. N. Bell 
EICI-IENBERG. KERAMISCHE AUSSTELLUNG. Im Nordböhmischen 
Gewerbemuseum in Reichenberg wird im November eine grosse keramische Aus- 
stellung eröffnet werden, welche einen Überblick über die gesamte Kunstkeramik 
des In- und Auslandes bieten wird, wobei auf die künstlerische Seite ein besonderes 
Gewicht gelegt werden soll. Es wird, wenn auch nur in räumlicher Begrenzung, auch die 
technologische Seite der Kunstkeramik vorgeführt werden, ferner wird durch die Mitwirkung 
massgebender Kunstsammler überdies ein historischer Rückblick über die besten Leistungen 
alter Zeiten gegeben werden. 
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER- 
REICHISCHEN MUSEUM S0- 
ANDERAUSSTELLUNGEN DES ÖSTERREICHISCHEN MU- 
SEÜMS. Die Wanderausstellungen des Österreichischen Museums, muster- 
giltige moderne Arbeiten aller Art (Möbel, Keramik, Glas, Goldschmiede-Arbeiten, 
Textilien etc.) in- und ausländischer Provenienz enthaltend, darunter ein grosser Teil 
der auf der Pariser Weltausstellung erworbenen Objekte, wurden in zwei Gruppen 
bisher in Chrudim, Eger, Kladno, Königgrätz, Kolin, Bozen, Dornbim, Innsbruck, Salz- 
burg, Trient veranstaltet; Bielitz, Budweis, Troppau folgen. Der Besuch der Ausstel- 
lungen, deren lokale Veranstaltung teils von den Handelskammern, teils von Museums- 
direktionen, Stadtverwaltungen oder Spezialkomitees in die Hand genommen wurde, 
war bisher überall gut, in manchen der genannten Städte glänzend; die Industriellen 
und Gewerbetreibenden, wie die Lehrkräfte und Schüler benützten die gebotene Gele- 
genheit zu eingehenden Studien und zu Aufnahmen, das grosse Publikum, das in vielen 
Städten der Kronländer nur selten mit den hervorragenden Erscheinungen der Kunst 
in Berührung kommt, ergriff dankbar den gebotenen Anlass zur Belehrung und Geschmacks- 
bildung.
	        
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