G. Morland, Die famose Geschichte
seine tätige Sympathie an. Er hatte erfahren, was es heisst, unter kleinlichen
Vorurteilen und quälendem Zwange zu leiden; seine Erfahrung hatte ihm
Tyrannei und Geiz gezeigt - und abwechselnd Schmeichelei und schnöden
Schirnpf. Aus persönlicher Erfahrung kannte er die Heuchelei der Gesellschaft;
er hatte die Seichtigkeit weltlicher Wertschätzung sondiert und sein
empfindliches Temperament trieb ihn wie einen Strohhalm vor dem Winde
eines feindseligen Geschickes. Die Natur bot ihm Trost im Unglück und wer
kann sagen, dass er diesen Trost nicht fand! Gibt es unter seinen Werken
nicht Bilder, die man nur „inspiriert" nennen kann? Inspiriert, was Grösse
der Auffassung, Schönheit und Tiefe des Gefühls betrifft. Zu diesen gehören
„die Reisenden", „der Sturm auf dem Lande", „der Auszug der Fischer",
„der Abschied des Deserteurs" und „der Schnitter".
In den „Reisenden" ist die Komposition höchst einfach gehalten, aber
wie vollständig, wie meisterhaft ist sie in all ihrer Beschränkung! Ein Streifen
Wasser, ein Baum, zwei verhiillte, zusammengedrängte Figuren, eine Strecke
öden Landes, ein zorniger Himmel -- das Ganze windbewegt im eisernen
Griff des Sturmes, dessen Stimme man beim Anblick des Bildes zu hören
glaubt. Zeichnung und Farbe ist erhaben in anregender Kraft, und doch gibt
es Kritiker, welche behaupten, Morlands Werke seien fast immer ruhig und
träge, was das Sujet betrifft. Diese Behauptung kann auf nur seine Tierstudien
bezogen werden, welche meistens im Ruhezustande erfasst sind. Ganz anders